Beim Halbzeit-Facelifting bekommt der Ford Fiesta neben frischen Gesichtszügen auch neue Motoren und mehr Komfort

In England gehen sie auf die Barrikaden, in Genk brennen die Autos - doch in Köln sind die Ford-Werker guten Mutes. Denn am Stammsitz bauen sie nicht nur den viel gelobten Dreizylinder, sondern auch den Fiesta und müssen deshalb wohl kaum um eine Werksschließung fürchten. Im Gegenteil: Der kleine Ecoboost-Motor entwickelt sich zum Bestseller, und den handlichen Dauerbrenner machen sie jetzt noch einmal frisch. Der kleine Prinz aus Köln bekommt nun eine Portion neuer Schminke, mehr Ausstattung für Komfort und Sicherheit sowie einen ganzen Schwung neuer Motoren, zu denen natürlich auch der Dreizylinder aus der Nachbarschaft zählt.

Zu erkennen ist der neue Fiesta-Jahrgang vor allem an den schmaleren Scheinwerfern und dem riesigen Kühlergrill. Zwar wird man das in England nicht gerne hören, doch erinnert der Kölner damit verdammt an die aktuellen Bond-Autos und ist damit eine Art Aston für Arme. Dazu gibt es innen ein paar kosmetische Korrekturen am noch immer völlig überladenen Cockpit und der von zu vielen Schaltern überfrachteten Mittelkonsole sowie etwas mehr Ausstattung für Komfort und Sicherheit: Handys & Co. bindet man dank SYNC jetzt über Bluetooth ein und steuert sie mit Sprachbefehlen. Den PS-Nachwuchs bremst man mit dem Zweitschlüssel "MyKey" ein, mit dem man die Höchstgeschwindigkeit limitieren kann. Und vor Blechschäden im Stadtverkehr schützt der lasergesteuerte Notbremsassistent, der im Zweifel automatisch in die Eisen steigt.

Aber am meisten getan hat sich unter der Haube. Denn fünf der insgesamt zehn Motorvarianten von 60 bis 125 PS sind neu. Und einige davon kann man bislang auch in keinem anderen Ford kaufen. Wie immer ging es dabei um eine Mischung aus Spaß und Sparen: Die Leistung steigt, und der Verbrauch geht zurück. Deshalb liegen mittlerweile sieben Motoren beim CO2-Ausstoß unter 100 g/km, und die sparsamste Version kommt laut Werk nun auf 3,3 Liter.

Den größten Stellenwert im Programm hat der neue Dreizylinder-Ecoboost-Motor. Den gibt es jetzt nicht mehr nur als Turbo mit 100 oder 125 PS, sondern neuerdings auch als Sauger. Dann leistet der ein Liter kleine Direkteinspritzer 65 oder 80 PS. Außerdem ergänzt ein 1,5-Liter-Diesel mit 75 PS das Programm der Selbstzünder. Und als wäre das noch nicht genug, bringt Ford jetzt erstmals seine Doppelkupplung in den Fiesta - nur den sechsten Gang für die Schaltgetriebe haben die Kölner bei all den Neuerungen offenbar vergessen.

Macht aber nichts, zumindest wenn man mit dem 125 PS starken Top-Modell unterwegs ist. Gewiss würde der Wagen auf der Autobahn bei deutlich mehr als 180 Sachen noch ruhiger und gelassener wirken, wenn man mit einem weiteren Gang 1000 Touren weiter runter käme. Doch wer reizt mit so einem Auto das Spitzentempo von 196 km/h tatsächlich mal auf langen Strecken aus?

Viel eher flitzt man damit doch durch die Stadt und freut sich im Dauerstau an der reibungslosen Start-Stopp-Automatik, genießt beim Parken das handliche Format, den kleinen Wendekreis und wundert sich, was durch die kleinen Seitenfenster und die flache Heckscheibe doch alles zu sehen ist.

Am meisten Spaß allerdings macht der Fiesta bei einer flotten Landpartie. Dort spielt der drehfreudige Motor seine Stärken aus. Und dort spürt man auch den Feinschliff am Fahrwerk und vor allem an der elektrischen Servolenkung, die sich jetzt direkter anfühlt und weniger künstlich wirkt. Nur den Verbrauch kann man bei solch einer Kurvenhatz glatt vergessen: Wo der stärkste Motor auf dem Prüfstand mit seinen 4,3 Litern sogar der sparsamste Benziner ist, zeigt der Bordcomputer nach so einem Ritt schnell mal den doppelten Wert. Doch was man an der Tankstelle investiert, wird beim Händler gespart. Denn der 180 PS starke Fiesta ST, der zum Frühjahr erscheinen will, ist mit dem kleinen Turbo fast schon überflüssig geworden.

Allein auf das Bond-Design, die bessere Ausstattung und die neuen Motoren wollten sich die Kölner aber nicht verlassen. Im Ringen mit Polo, Corsa & Co. haben sie auch noch einmal an den Preisen gefeilt: Mit 10 950 Euro ist der neue Fiesta deshalb jetzt ein paar Hunderter billiger als der alte.