Ein Glosse von Frank Wald

Auch bei Autovorstellungen, bei denen neue Modelle der internationalen Fachpresse gezeigt und erklärt werden, geht es mitunter recht lustig zu. Vor allem dann, wenn die Comedians der Branche, die Marketing-Strategen, die Bühne betreten. Die reden dann über ihre Absatzprognosen und erzählen dabei häufig von kuriosen Parallelwelten, die von "Early Adopters", "Silver Agers", "Empty Nesters" bevölkert werden, die sich bei genauerem Hinsehen nur als neugierige Technik-Fans, kaufkräftige Senioren und kinderlose Eltern entpuppen.

Für Lachsalven sorgen auch immer wieder die Zielgruppen-Analysen. Weil die Wirklichkeit da draußen nun mal undurchsichtig und komplex ist, erschaffen die Marketender lieber ihr eigenes Universum, in dem statt Fahranfängern, Außendienstler, Mama-Taxis oder Rentnern urbane Singles, aktive Fun- und Freizeit-Familien, non-konforme Individualisten und Freiberufler herumkurven. Stellt sich die Frage, wer dann eigentlich noch diejenigen sind, die man tagtäglich im Emund-Siemers-Allee-Stau im Auto sitzen sieht?

Überhaupt ist dem Marketing-Schönredner alles Gewöhnliche suspekt. Wie sonst käme es zu diesen wunderbaren Wortschöpfungen, um sich von der grauen Masse der lieben Kollegen abzugrenzen? Dann werden aus Kombis Sportbacks oder Shooting Brakes, aus Geländewagen SUV, SAV und Softroader, bieder-brave Großraumlimousinen mutieren gar zu Sports oder Active Tourer.

Und wenn man gar nicht weiß, wofür und für wen die Karossen eigentlich gut sein sollen, heißen sie eben "Crossover." Von den unzähligen technischen Helferchen und der Assistenzsystem-Armada wie Adaptive Cruise Control (ACC), Lane Departure Warning (LDW) oder Active Body Control (ABC), mit denen die wenigsten Autofahrer noch was anfangen können (siehe Abendblatt vom 3./4. November 2012), wollen wir jetzt mal gar nicht reden.

Aber nicht nur mit den neudeutschen Anglizismen kann mal viel Spaß haben. Kaum weniger (wenn auch eher unfreiwillig) komödiantisches Talent zeigen die Ingenieure, wenn sie bei Tisch ins Plaudern kommen. Dann schwirren so lustige Begriffe wie "Tassenstößel" und "Rollenschlepphebel", "Trockensumpfschmierung" und "hohl gebohrte Nockenwellen" um die ratlosen Köpfe der automobilen Journaille. Oder wussten sie etwa schon, dass sich im Kofferraum des neuen Audi A3 Kombis "Rastnasen" verstecken? Nein, keine blinden Passagiere vom letzten Autobahn-Stopp, sondern Schnapphaken, mit denen der Ladeboden aufgestellt werden kann. Merke: Auch der deutsche Ingeniör hat Humör.