Eine Ansichtssache von Frank Wald

Der neue Trend ist nicht zu übersehen - und vermutlich auch nicht mehr abzuwenden. Die Mini-SUV sind auf dem Vormarsch. Nissan Juke, Skoda Yeti oder Mitsubishi ASX sind schon da. Als deutscher Pionier hat Opel gerade den Mokka zum Händler gerollt. Im nächsten Jahr folgen Chevrolet Trax, Ford EcoSport, Suzuki S-Cross und Peugeot 2008, voraussichtlich 2014 will auch VW den Taigun, der gerade in São Paulo als Konzeptstudie vorgestellt wurde, auf den Markt bringen. Und spätestens wenn die Wolfsburger ein neues Segment entdeckt haben, so die Erfahrung, hat im Wortsinne auch der letzte Hersteller begriffen, dass damit ein Euro zu verdienen ist.

Genau zum richtigen Zeitpunkt, analysieren sogenannte Analysten flankierend, weil diese SUV-Halblinge dem allgemeinen Downsizing-Trend folgten und politisch korrekter seien, da sie nicht die Trinksitten ihrer großen "Suff"-Brüder zeigten. Selten so gelacht. Über die ästhetischen Aspekte der zusammengestauchten Knubbel wollen wir jetzt mal gar nicht reden. Es gibt auch Menschen, die finden Pitbull-Terrier schön. Doch ökologisch betrachtet gibt es kaum etwas Unsinnigeres als diese Schrumpf-SUV.

Einen Kleinwagen mit hoch bauender Karosserie, der Aerodynamik eines Schuhkartons und dem Mehrgewicht eines Allradantriebs auszustatten, hat nur einen Effekt: immer noch mehr Sprit zu verbrennen. Nur um umgekehrt mit Leichtbau, immer kleineren und technisch komplizierteren Motoren den Verbrauch wieder halbwegs sozialverträglich zu halten.

Warum bringt jetzt eigentlich niemand mit dem gleichen Aufwand endlich das bezahlbare Ein-Liter-Auto in Serie? Antwort: Weil das ganze Gerede über Elektro- und Hybridantriebe schon mal vernebeln kann, dass Autobosse eben keine Öko-Aktivisten, sondern Betriebswirte sind, die allein dem Profit und dem Markt verpflichtet sind. Und dort ist die Sucht nach dem SUV ungebrochen, egal ob groß oder klein, Hauptsache sexy und cool. Auch wenn hinterm Lenkrad nur selten junge Menschen sitzen. Denn der Trend ist klar: Neuwagenkäufer werden immer älter. Und die brauchen Autos, in die sie besser rein- und rauskommen und sich sicherer fühlen, wenn sie eine Handbreit über den anderen thronen. Bis am Ende alle im SUV sitzen und wieder auf Augenhöhe fahren.