VW stellt auf der Autoshow in São Paulo die SUV-Studie Taigun vor. Der Kraxler passt in die Zeit

Meiner ist kleiner: Viele Jahre konnte es bei Geländewagen gar nicht groß genug zugehen. Selbst Anfang des Jahres haben sich Marken wie Lamborghini und Bentley noch ein Wettrüsten um das dickste Ding für die Buckelpiste geliefert. Doch jetzt hat sich der Wind gedreht, und alle Welt schaut auf die kleinen Kraxler: Sie brauchen weniger Sprit, kommen leichter durch die Stadt und passen einfach besser in die Zeit, meint Marktbeobachter Nick Margetts. Er sagt den Bonsai-Modellen eine große Zukunft voraus.

Mit dem Mokka (S. 38) hat die zum Beispiel für Opel schon begonnen, und die Hessen sind stolz wie Bolle, dass bislang noch kein anderer deutscher Hersteller auf die Idee gekommen ist. Doch diese Freude währt nicht lange. Denn jetzt ist auch VW auf diesen Zug aufgesprungen und hat auf der Autoshow in São Paulo den Taigun enthüllt. Offiziell noch eine Studie, unterstreicht er Seriennähe und unmissverständlich die Absicht der Niedersachsen, dass die Abenteuerreisen unterhalb des Tiguan bald noch weiter gehen.

Der Taigun ist allerdings kein Kind des Modularen Querbaukastens von Golf & Co., sondern stammt aus der sogenannten New Small Family und ist deshalb ein Ableger des Kleinwagens Up. Das bedeutet zwar womöglich den Verzicht auf einen Allradantrieb, den in der Großstadt ohnehin keiner braucht. Doch lässt sich das Format so auf 3,86 Meter beschränken und das Gewicht auf unter 1000 Kilo drücken.

Damit ist der mit hoher Bodenfreiheit und einer Rüstung aus robustem Plastik für das Abenteuer ordentlich gewappnete Taigun rund 60 Zentimeter kürzer und zehn Zentner leichter als der Tiguan. Dafür bietet er allerdings auch nur Platz für vier Personen, die aber bei fast 2,50 Metern Radstand ganz ordentlich sitzen sollen. Der Kofferraum ist mit 280 Litern Fassungsvermögen so groß wie beim Polo. Und wem das nicht reicht, der klappt die Rückbank um: Dann kann man durch die horizontal geteilte Klappe fast 1000 Liter Ladung in den ebenso schlichten wie schicken Innenraum hieven.

Während hinter dem Gesamtkonzept noch ein paar kleine Fragezeichen stehen, ist zumindest der Antrieb schon reif für die Serie. Denn hinter dem schmucken Grill des Taigun läuft ein Dreizylinder-Turbo, der bald auch den Up GT befeuern wird. Aus einem Liter Hubraum holt er 110 PS, die für einen Sprintwert von 9,2 Sekunden und ein Spitzentempo von 186 km/h reichen. Wenn der Motor im flacheren und noch deutlich leichteren Up eingebaut wird, sollte die 200er-Marke kein Problem mehr sein.

Natürlich ist der Taigun bislang nur eine Studie. Aber es ist mittlerweile längst ein offenes Geheimnis, dass Volkswagen unterhalb des Tiguan noch mindestens ein Modell auf den Weg bringt. Wenn der sich am Taigun orientiert, dann haben die Niedersachsen tatsächlich den bislang kleinsten Kraxler im Angebot - und der fast 40 Zentimeter längere Opel Mokka ist plötzlich nur noch kalter Kaffee.