Ein Vergleich von mobilen und fest eingebauten Navigationssystemen. Teure Technik ist nicht immer am besten

Mehr als 860 Staus mit zehn Kilometer Länge und mehr registrierte der ADAC zur Hauptreisezeit 2012. Insgesamt standen die Autos dabei auf mehr als 11 000 Kilometern. Glücklich war derjenige, dessen Navi den Stau frühzeitig kannte und eine sinnvolle Umleitung anbot.

Doch welches Navigationsgerät liefert die aktuellsten Stauinfos? Um das zu klären, hat die Zeitschrift "Auto Bild" die fest eingebauten Navigationsgeräte von Audi, BMW, Ford, Mazda, Mercedes, Renault und VW mit den beiden mobilen Lotsen Garmin nüLink 2390 und TomTom Go Live 1015 verglichen. Hier treten Live-Dienste gegen TMC (Traffic Message Channel) und TMC Pro an.

Bei den beiden zuletzt genannten Systemen werden Verkehrsbeeinträchtigungen im nicht hörbaren Bereich des UKW-Signals an die modernen Navigationssysteme gemeldet. Im Gegensatz dazu nutzen Live-Dienste diese Technik zwar auch, zusätzlich aber auch die Bewegungsdaten anderer Handys (von Personen anderer Fahrzeuge) sowie von Navis in Zusammenhang mit einer Telefonkarte.

Als Messstrecke wurden besonders stauintensive Routen ausgesucht. Die Tester hielten fest, wann welches Gerät einen Stau meldet, wie exakt die Meldung ist und wie der Stau in der Karte angezeigt wird. Zusätzlich wurden die angebotenen Umleitungen bewertet. Alle Fahrten wurden mehrfach wiederholt, um präzisere Ergebnisse zu erhalten.

Die Genauigkeit der sogenannten Live-Dienste gegenüber der TMC- und TMC-Pro-Technik haben die Tester mit einem deutlichen Ja bestätigt. Die drei TomTom-Lotsen (ein mobiler und zwei als Software in Festeinbauten) sowie die BMW Navigation Professional RTTI lieferten im Test stets aktuelle, genaue und eindeutige Informationen. Bei ihnen kann man sicher sein: Wird ein Stau angezeigt, ist da wirklich eine Schlange. Und sie endet wirklich dort, wo es das Navi zeigt. Metergenau. Die Umfahrungen waren gut bis sehr gut. TMC und TMC Pro dagegen meldeten oft alte Staus oder falsche Staulängen. Nur bei akuten Gefahren wie Falschfahrern oder Gegenständen auf der Straße erwies sich TMC als absolut zuverlässig.

Auch die Festeinbauten von Mazda und Renault (mit TomTom) sowie das BMW- und das mobile TomTom-Navi produzierten so gut wie keine Falschmeldungen. Allerdings gaben die Tester auch zu, dass letztlich kein Gerät ohne Fehler arbeitete.

Einen Grund sehen die Fachleute darin, dass die Geräte vor sechs, acht Jahren entwickelt wurden. Damals gab es noch keine Echtzeit-Staumelder. Also fehlen den Geräten heute die technischen Voraussetzungen, um die Echtzeit-Staumeldungen zu verarbeiten.

Während es Mazda und Renault egal ist, ob Navis oder Stau-Software in ihren Autos von Fremdfirmen stammen - sie kaufen die Lösung mit dem aktuellsten Staumelder dazu - und ob man das sieht, denken die meisten deutschen Hersteller anders in dieser Beziehung. Sie wachen stur über ihre Autos, wollen alles selbst und möglichst nur unter ihrem Namen machen. Eine Haltung, die dazu führt, dass manche der Hersteller bei der Navigation technisch den Anschluss verlieren.

Als Beispiel sei hier Audi genannt. Das Navi im neuen A3 steckt im sogenannten Modularen Infotainment-Baukasten (MIB). Er wurde völlig neu entwickelt, damit neue Technik künftig leichter als Bausatz eingepasst werden kann. Aber der VW-Konzern nutzt das nicht, sondern riskiert hier einen Fehlstart: Statt einen Echtzeit-Staumelder von außen dazuzukaufen und damit BMW und seine Live-Dienste anzugreifen, startet der neue A3 mit der veralteten TMC-Pro-Technik.

Unter den neun verglichenen Systemen wurden die Geräte TomTom Go Live 1015 X und die Festeinbauten von Renault, Mazda und BMW mit "gut" bewertet, das mobile System Garmin nüLink 2390 erhielt die Bewertung "befriedigend". Die restlichen vier fest eingebauten Navigationssysteme von Audi, Ford, Mercedes und VW wurden alle nur mit "ausreichend" bewertet.

Neben den Anschaffungspreisen - in diesem Test variierten sie zwischen 299 und 3860 Euro - sollten auch die laufenden Gebühren der Live-Dienste bedacht werden. Denn spätestens nach einem Update oder einer Testphase fallen weitere Kosten an.