Durch die Ausweitung der Landwirtschaft kreuzen Wildschweinrotten auch tagsüber die Straßen

Unfälle durch Wildwechsel drohen vor allem im Herbst in den Morgen- und Abendstunden. Die Situation hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verschärft. Vor allem Zusammenstöße mit Wildschweinen haben dramatisch zugenommen. Schuld daran: die ausufernden Anbauflächen für Nutzpflanzen. Hier wirken die Felder wie ein Magnet.

Durch das Abernten der Felder verlieren schlagartig die Wildschweinrotten ihre idealen Quartiere. Aufgeschreckt von den großen Landmaschinen sind die Schwarzkittel entgegen ihren Gewohnheiten nun verstärkt auch am Tage unterwegs, auf der Suche nach einem Winterquartier. Das Unfallrisiko steigt deshalb erheblich.

Die bis zu 40 Tiere zählenden Familienverbände überqueren in diesen Tagen oft unvermittelt die Straßen, und zwar insbesondere entlang unübersichtlicher Maisfelder, warnt der Deutsche Jagdschutzverband (DJV) und ruft Autofahrer dazu auf, besonders umsichtig zu fahren. Alle zweieinhalb Minuten kracht es in Deutschland zwischen Auto und Wildtier.

Allein 28 000 Unfälle gingen im vergangenen Jahr dabei auf das Konto von Wildschweinen, wie die DJV-Unfallstatistik belegt. Die Borstentiere sind sehr mobil. Auf der Suche nach Futter legen sie bis zu 20 Kilometer am Tag zurück. Dabei machen sie auch vor Straßen nicht halt.

Die Zahl der gemeldeten Unfälle mit den Wildtieren schwankt von Jahr zu Jahr deutlich. Das liegt am Bestand, der durch Witterung und Nahrung jährlich stark variiert. Prinzipiell aber lieben die Schwarzkittel Deutschland, und zwar aufgrund der hier für sie ganzjährig guten Ernährungssituation.

Kommt es zu einem Unfall, muss der Fahrer sofort die Warnblinklichtanlage einschalten, das Warndreieck aufstellen und die Polizei rufen. Das gilt auch, wenn das verletzte Tier geflüchtet ist. Die Beamten informieren dann den Revierinhaber, der sich um das Wild kümmert und eine Unfallbescheinigung für die Versicherung ausstellt. Grundsätzlich kommt die Teilkaskoversicherung für entstandene Schäden durch einen Unfall mit Haarwild - also Rehe, Wildschweine oder Füchse - auf. Einige Versicherer erweitern diesen Schutz auf Unfälle mit Weidevieh oder auf alle Wirbeltiere. Kommt es durch einen missglückten Ausweichversuch zu einem Unfall, springt auch hier die Teilkasko ein. Allerdings nur, wenn der Versicherungsnehmer beweisen kann, dass ein Zusammenstoß unmittelbar bevorstand. Im Gegensatz zur Teilkasko- haftet die Vollkaskoversicherung in jedem Fall bei Schäden am eigenen Auto.

Weitere Gefahren, die der Herbst mit sich bringt, sind heftige Regenfälle und Nebel. Beides schränkt die Sicht erheblich ein, und Autofahrer sollten das Tempo drosseln. Vor allem für Motorradfahrer bergen zudem verlorenes Erntegut und Erdklumpen auf der Fahrbahn erhebliche Risiken.