Der neue Stadtlieferwagen Citan stammt aus einer Kooperation mit Renault - und könnte auch Familien interessieren

Mehr als 700 000 Kleintransporter werden in Europa pro Jahr verkauft. Hier möchte deshalb auch Mercedes mit dem Stadtlieferwagen Citan mitmischen. Eine Eigenentwicklung wollte man sich noch nicht leisten, daher arbeiten die Stuttgarter mit Renault zusammen.

Der City-Van Kangoo hatte es den Technikern angetan, sodass der neue Citan die Grundkonzeption, die Varianten und die Motoren des Franzosen übernimmt, wobei sich die fällige Überarbeitung nicht nur auf die Optik beschränkt. "Wo der Stern drauf ist, steckt auch Mercedes-Know-how dahinter", sagt Volker Mornhinweg, Leiter des Geschäftsbereichs Van. Das Fahrwerk hat ein komplett neues Set-up erhalten, der Innenraum wurde neu gestaltet, und auch die Motoren haben auf dem Prüfstand gestanden.

Weil es den Wagen auch als "Crewbus" mit fünf Sitzen und vielen Fenstern gibt, kommen sparsame Familienoberhäupter ins Spiel. Denn mit einem Startpreis von 20 325 Euro kostet die Pkw-Variante etwa 3500 Euro weniger als die A- und 6000 Euro weniger als die B-Klasse - und macht Mercedes-Fahren so billig wie nie.

Von Glanz und Glamour muss man sich dann allerdings verabschieden. Zwar funkelt vorn im Kühlergrill ein Stern, der größer ist als beim Luxusroadster SL, und mit ESP und sechs Airbags für die zivilen Varianten gibt es bei der Sicherheit keine Kompromisse. Aber außer dem Leder am Lenkradkranz sieht man vor allem hartes Plastik, das aber immerhin fein strukturiert ist. Chromringe um die Schalter haben sich die Nutzfahrzeugentwickler genauso gespart wie Softtouch-Lacke oder ein voll integriertes Infotainment- und Navigationssystem. Was es immer, für alle und ohne Aufpreis gibt, ist jede Menge Platz: Selbst bei voller Bestuhlung bietet der Crewbus mindestens 700 Liter Kofferraum.

Vorne geht es zwar nicht so vornehm zu wie in einer A- oder B-Klasse. Aber man sitzt bequem und hat auch nach vielen Stunden am Steuer keine Rückenschmerzen, alle Hebel liegen gut zur Hand, und man freut sich an der guten Übersicht. Große Scheiben, riesige Spiegel und dazu noch Parksensoren - so kommt man in der Stadt auch durchs engste Nadelöhr.

Wie Plattform und Rohkarosse kommen auch die Motoren des Citan von Renault. Das Einstiegsmodell fährt mit einem 1,2 Liter großen Turbo-Benziner, der es auf 114 PS bringt. Interessanter sind aber die drei Varianten des 1,5-Liter-Diesels, die mit 75, 90 oder 110 PS im Katalog stehen.

Solange man den Wagen mit Kind und Kegel bis unter das Dach vollpackt, ist man dabei mit dem Motor aus der Mitte gut bedient. 200 Nm und ein leichtgängiges Fünfgang-Getriebe reichen zwar nur für einen Sprintwert von 13,3 Sekunden, und auf der Autobahn muss man sich erst an das deutlich vernehmbare Dröhnen sowie das Limit von 160 km/h gewöhnen. Doch in der Stadt wirkt der Citan damit ziemlich spritzig und agil, sodass man mit einem Lächeln locker durch den dichten Verkehr surft.

Das vergeht einem auch nicht an der Tankstalle: Optional mit Start-Stopp-Automatik, Bremsenergie-Rückgewinnung und Leichtlaufreifen ausgestattet, kommt der Citan auf einen Verbrauch von 4,3 Litern und schlägt damit sogar die piekfeine B-Klasse.

Die Krise als Katalysator: Der Autobauer Daimler und die Allianz aus Renault und Nissan wollen noch stärker zusammenarbeiten, um effizienter zu produzieren und die Kosten besser in den Griff zu bekommen. Die Unternehmen würden ihre seit 2010 laufende Kooperation weiter vertiefen, teilten die Konzernchefs Dieter Zetsche und Carlos Ghosn am Freitag auf der Automesse in Paris mit. So würden Renault und Daimler künftig gemeinsam einen neuen Vierzylinder-Motor entwickeln. Nissan erhält von Daimler außerdem eine Lizenz zur Fertigung von Automatik-Getrieben für seine Marke Infiniti.