Der neue Seat Toledo soll an alte Erfolge anknüpfen und mit Sparsamkeit und einem Kampfpreis überzeugen

Der Toledo war der König an jedem spanischen Taxistand und auch in Deutschland einmal das Erfolgsmodell von Seat. Doch dann kam jemand auf die Idee mit dem Hochdach und dem Entenbürzel, und aus dem Star wurde ein Sorgenkind. Hässlich, teuer, unpraktisch - so wollten selbst die spanischen Taxifahrer keine Seat mehr haben und stiegen deshalb tausendfach auf andere Limousinen wie vor allem den Skoda Octavia um.

Das neue Toledo-Serienmodell wird zwar ein wenig strammer und sportlicher als früher und bekommt eine beinahe coupéhafte Silhouette. Aber im Grunde ist der neue Toledo wieder eine Stufenheck-Limousine von altem Schrot und Korn: Vier Türen, fünf Plätze und ein großer Kofferraum sind es, mit denen er punkten will. Dabei gilt die Devise: außen klein, innen groß. Denn bei 4,48 Metern Länge bleibt der Toledo deutlich unter dem vom Audi A4 abgeleiteten Exeo, bietet aber dank 2,60 Metern Radstand selbst im Fond noch reichlich Platz. Außerdem fasst das Gepäckabteil stolze 550 Liter und ist damit mehr als 50 Prozent größer als etwa beim Golf. Wer die bis weit ins Dach reichende Heckklappe ganz aufmacht und vorher die Rückbank umlegt, kann bis zu 1490 Liter verstauen und damit so manchen Kombi ausstechen.

Den Widerspruch zwischen handlichem Format und innerer Größe merkt man auch auf der Straße. Denn auf der Autobahn rollt man im Toledo so ruhig und gelassen wie in einer stattlichen Limousine. Natürlich ist das Interieur nicht ganz so nobel wie zum Beispiel im Passat. Doch das Fahrwerk ist gutmütig, die Geräuschdämmung gibt auch auf langen Strecken keinen Grund zur Klage. Selbst ein paar Kurven dürfen dank der ordentlichen Lenkung und der soliden Straßenlage dabei sein.

Dass der Toledo eher Blutdrucksenker als Pulsbeschleuniger ist, liegt vor allem an den Motoren. Weil Firmenchef James Muir "ein schönes Auto zu einem schönen Preis" versprochen hatte, üben sich die Spanier unter der Haube in Bescheidenheit: Vier Benziner und in absehbarer Zeit zwei Diesel mit einer Spanne von 75 bis 122 PS sind geplant. Damit schafft der Toledo im besten Fall 206 km/h, und die sparsamste Variante ist mit 3,9 Litern zufrieden.

Doch auch in dieser Hinsicht ist der Toledo ein überraschendes Auto. Denn zum Beispiel mit dem 85 PS-Benziner fährt man flotter als erwartet. Wer den 1,2 Liter kleinen Turbo-Motor mit ordentlich Drehzahl bei Laune hält und sich nicht an den drei, vier Litern Expresszuschlag zum mäßigen Normverbrauch von 5,1 Litern stört, der kann selbst mit kleiner Leistung großen Spaß haben. Immer schön über 3000 Touren bleiben, lieber zurück- als hochschalten und nie den Schwung verlieren - dann vergehen selbst die 11,8 Sekunden bis Tempo 100 wie im Flug, und die Spitze von 183 km/h darf man in Spanien ohnehin nirgends ausprobieren. Außerdem fällt dann auch keinem auf, dass Seat selbst den sechsten Gang beim Getriebe einfach weggespart hat.

Etwa ein halbes Jahr vor dem Start tut sich Seat mit der Preisfindung noch ein wenig schwer. Und auch was über sechs Airbags und ESP hinaus alles an Bord sein wird, haben die Spanier noch nicht entschieden. Im Unternehmen kursiert der Kampfpreis von 14 000 Euro. Das wäre eine Ansage, bei der nicht nur die spanischen Taxifahrer aufhorchen würden. Denn so eine schnittige Limousine für so kleines Geld sucht man auch bei uns ziemlich vergebens.