Alternative zum Auto: das Smart E-Bike im Abendblatt-Praxistest
Der erste Blick gefällt: Das Smart-Rad ist cool, minimalistisch und bricht mit konventionellem Fahrraddesign. So liegt das Batteriegehäuse weder auf dem Gepäckträger noch hängt es als klobiger Kasten am senkrechten Rahmenrohr, sondern sitzt unter einer Kunststoff-Verkleidung im Rahmendreieck. Den dynamischen Auftritt runden 26-Zoll-Räder und LED-Scheinwerfer ab, während Schutzbleche Ausflüge ins Nasse erlauben.
Die Muskelkraft wird nicht mehr via Kette, sondern per Carbon-Zahnriemen aufs Hinterrad übertragen. Eine saubere Sache, vor allem für Pendler im Anzug. Die Beschleunigung ist beeindruckend: Aus dem Stand geht das E-Bike schon beim ersten Tritt in die Pedale ab wie ein Zäpfchen. Wie stark sich der 250 Watt starke Hinterradnabenmotor ins Zeug legt, entscheidet der Fahrer: Je nach Bedarf stehen vier Leistungsstufen bereit. Allerdings wäre es bequemer gewesen, die Knöpfe für Elektro-Assistenz und Brems-Rekuperation in den Lenker statt in den Bordcomputer zu integrieren.
An Steigungen wird das Smart-Rad dann sogar zur Bergziege. Wird mit den gut dosierbaren Scheibenbremsen verzögert, wandelt sich der Radnabenmotor zum Generator und speichert die gewonnene Bremsenergie in der Lithium-Ionen-Batterie. Je nach Fahrweise und Streckenprofil gibt Smart eine Reichweite von 90 bis 100 Kilometer an - mehr als ausreichend für Biker-Bedürfnisse. Die schöne neue Fahrradwelt wird nur auf topfebener Strecke getrübt: Wenn der E-Motor - wie vom Gesetzgeber gefordert - bei 25 km/h seinen Dienst einstellt. Dann erfordert weiteres Beschleunigen die geballte Muskelkraft. Aber das E-Bike wiegt 26,1 Kilogramm - ein Ballast, der sich auch beim Tragen über Treppenstufen empfindlich bemerkbar macht.
Das Fazit fällt zwiespältig aus: Design und Verarbeitung sind auf Top-Niveau, bei den Anbauteilen wählte Smart nur das Feinste. Dringend nötig wäre eine gefederte Vordergabel, zu heftig dringen Schläge durch. Für einen halbwegs gut trainierten Pedalritter reicht jedoch auch ein Alu-Rad mit 18-Gang-Schaltung. Als Alternative zum Auto in staugeplagten Innenstädten taugt das insgesamt überzeugende Smart E-Bike aber allemal.
(tmi)