Der neue Range Rover ist 420 Kilogramm leichter als das Vorgängermodell. Auch im Innenbereich wurde viel verändert

Der König der Buckelpiste macht sich dünne: Wenn Land Rover zum Jahreswechsel für einen Schätzpreis von 90 000 Euro aufwärts den neuen Range Rover an den Start bringt, schwören die Briten vor allem auf eine erfolgreiche Diät und feiern eine Gewichtsersparnis von gigantischen 420 Kilogramm. Zwar war der Vorgänger mit seinen weit über zwei Tonnen Leergewicht so etwas wie der Sumo-Ringer unter den modernen Geländewagen. Doch so konsequent wie das Flaggschiff der Allradmarke hat in den vergangenen Jahren kein anderes Auto abgespeckt. Und das geht weder zu Lasten der Leistung noch auf Kosten des Luxus. Denn unter der Haube bleibt es bei Benzinern mit acht und bei Dieseln mit sechs oder acht Zylindern.

Im Innenraum gibt es nicht nur alle Annehmlichkeiten, die man beim Erben des ersten Luxusgeländewagens erwarten darf. Ganz nebenbei bietet das Lieblingsauto der Queen jetzt auch noch zwölf Zentimeter mehr Beinfreiheit im Fond und die Option auf feudale Einzelsitze.

Erzielt haben die Entwickler ihren Diäterfolg durch den Wechsel auf eine komplette Aluminium-Konstruktion. Nicht nur Türen und Hauben, Kotflügel und Klappen, sondern die gesamte Fahrzeugstruktur ist aus dem Leichtmetall gefertigt. Deshalb wiegt die Rohkarosse imposante 39 Prozent weniger als die Stahlkonstruktion des Vorgängers. Natürlich zielt Land Rover damit vor allem auf bessere Verbrauchswerte und einen geringeren CO2-Ausstoß - zumal Downsizing für die Marke kein Thema ist, sie bei den Benzinern stolz auf einen V6-Motor verzichtet und bei den Dieseln als eine der Letzten noch auf acht Zylinder setzt. Aber es geht nicht nur um Effizienz. Auch der Elan wird besser, wenn so ein großes Auto weniger wiegt. Dann nämlich kommt man schneller in Fahrt und besser um die Kurven, versprechen die Entwickler. Details und Daten bleiben sie allerdings noch schuldig.

Obwohl auch ein Land Rover mittlerweile zumeist auf der Straße gefahren wird, stellen die Ingenieure die besten Offroad-Eigenschaften in Aussicht. Zum Beispiel haben sie die Terrain-Response-Kontrolle so weiterentwickelt, dass die Elektronik die neue Luftfederung, den Allradantrieb, die Achtgang-Automatik und das Stabilitätssystem automatisch für den jeweiligen Untergrund konfiguriert und der Range Rover genauso souverän durch die Wüste oder den Dschungel pflügt wie über die Autobahn und den Boulevard. Eine komplett neue Karosserie, neue Fahrwerksysteme und überarbeitete Motoren - die Ingenieure haben beim Generationswechsel geklotzt und nicht gekleckert. Dagegen sieht zumindest auf den ersten Fotos der Fortschritt beim Design eher bescheiden aus. Neue Scheinwerfer, eine etwas runder gelutschte Frontpartie und große, glatte Flächen - da muss man schon zweimal hinschauen, um Neu und Alt auseinanderzuhalten.

Aber vielleicht lag das auch an der großen Bürde, die auf Designchef Gerry McGovern gelastet hat: "Die Entwicklung eines neuen Range-Rover-Designs nach mehr als 40 Jahren Erfolg bedeutete für uns eine enorme Verantwortung, denn wir hatten die DNA einer Ikone zu schützen", sagt der Brite. Außen habe das Designteam "unglaublich hart daran gearbeitet, die eleganten Proportionen und reinen Oberflächen aufzunehmen, die ein Hauptmerkmal des berühmten Range-Rover-Designs sind". Innen dagegen haben sie das Prunkschiff entrümpelt und zu einer ebenso vornehmen wie leichten Luxus-Lounge gemacht.

Fürs Erste macht sich der Range Rover mit dem Generationswechsel also ziemlich dünne und beugt sich dem Zeitgeist, ohne sich dabei zu verbiegen. Und natürlich wird es bald auch wieder einen Range Rover Sport geben, der noch schnittiger fährt und noch weniger wiegt. Aber spätestens in ein oder zwei Jahren werden die Engländer beweisen, dass sie auch anders können: Weil in vielen Regionen der Welt big noch immer chic ist, gibt es den Range dann zum ersten Mal in der vier Jahrzehnte langen Geschichte auch als XL-Version mit gestrecktem Radstand.