Eine Studie zu Fahrzeugkosten über einen Zeitraum von 32 Jahren belegt, dass hohe Spritpreise das kleinere Übel sind

Wer selbst schon seit längerer Zeit mit dem eigenen Pkw unterwegs ist, den wird dieses Ergebnis einer Studie nicht wundern: Autofahren ist in den vergangenen Jahrzehnten immer teurer geworden. Was überrascht, sind die Ursachen der Steigerung. Angebliche Abzocke der Ölmultis oder horrende Werkstattrechnungen sind nämlich eher gefühlte Belastungen, als dass sie in nackten Zahlen nachzuweisen wären. Das eigentliche Übel: Kunden müssen beim Wiederverkauf der Neuwagen deutlich höhere Wertverluste wegstecken. Das hat eine umfassende Berechnung der sogenannten Vollkosten des Autofahrens von 1980 bis heute ergeben, die von der Unternehmensberatung Progenium durchgeführt wurde. Im Kern sagt die Untersuchung: Immer mehr Geld aus der Gesamtkasse für das Autofahren fließt an die Hersteller. Verlierer sind vor allem die Werkstätten.

Die auf die Autobranche spezialisierten Berater haben sich drei Klassiker der deutschen Fahrzeugindustrie genauer angesehen: den Kleinwagen VW Polo, den 3er BMW in der Mittelklasse und die S-Klasse im obersten Segment. Ergebnis: Die sogenannten Vollkosten eines VW Polo stiegen seit 1980 inflationsbereinigt um neun Prozent, das Fahren des 3ers wurde 34 Prozent teurer und die Vollkosten einer Mercedes S-Klasse stiegen um 98 Prozent.

Die Münchner Berater haben alle Kosten des durchschnittlichen Autobetriebs von der Anschaffung über Steuern, Versicherung, Benzin, Reparaturen bis zur Straßenkarte über 32 Jahre ermittelt und mit den jeweiligen Nettohaushaltseinkommen der Jahre verglichen. Ergebnis: Die Hauptlast ist nicht wie oft angenommen die Tankrechnung, sondern der Wertverlust. Weniger Geld als früher fließt dagegen an Werkstätten und die Reifenbranche, während die Kosten für Benzin, Schmieröl und Ähnliches weitgehend gleich geblieben sind.

"Den Automobilkonzernen ist es gelungen, ihren Anteil am Kuchen der Ausgaben der Autofahrer deutlich zu steigern", sagt Progenium-Geschäftsführer Kilian Frühauf. Allerdings bekommen die Kunden dafür auch bessere Wagen als noch 1980: Die Autobauer haben "über Sprit sparende Technologien sowie bessere Qualität der Fahrzeuge die Kosten für Betrieb, Werkstatt und Reifen" verringert, so Frühauf.

Beispiel Polo: Der Grundpreis legte laut Progenium von 1980 bis heute inflationsbereinigt um 19 Prozent zu, von umgerechnet 10 489 Euro auf 12 450 Euro. Die Gesamtkosten im Monat stiegen aber nur um neun Prozent von 378 Euro auf 413 Euro. Davon flossen 1980 noch 19 Prozent oder 71 Euro in Kosten für Werkstatt und Reifen. Heute sind es nur noch acht Prozent oder 33 Euro. Die Betriebskosten - das ist vor allem der Sprit - fielen um zwei Prozent auf 132 Euro. Dagegen stieg der monatliche Wertverlust von 112 auf 181 Euro oder von 30 auf 44 Prozent.

Noch krasser ist der Effekt bei der S-Klasse: Hier fielen die Spritkosten sogar kräftig, von 218 auf 173 Euro pro Monat. Kein Wunder: 1980 soff eine S-Klasse noch 15 bis 20 Liter, heute sind es unter zehn Liter. Auch bei den Luxusautos fielen die Werkstattkosten drastisch. Den gewaltigen technischen Fortschritt lässt Mercedes sich aber bezahlen. Der Grundpreis legte von 43 000 auf 79 000 Euro zu. Auf den Monat umgerechnet sieht das so aus: 403 Euro Wertverlust im Jahr 1980 und 1346 Euro heute.

"Der prozentuale Wertverlust ist bei der Oberklasse deutlich höher als in anderen Segmenten, da die Oberklasseautos fast ausschließlich als Firmenwagen gekauft werden und es im Gebrauchtwagenmarkt, der weitgehend von Privatkunden geprägt ist, praktisch keine dazu passende Nachfrage gibt", erklärt Frühauf. Der Berater hat noch einen Effekt ermittelt, der den Konzernen Geld in die Kassen spült: "Der Hersteller übernimmt für immer längere Zeiträume Garantie oder Kulanz und trägt die notwendigen Werkstattkosten der ersten Jahre aus dem Kaufpreis."

In der Tat wirbt etwa Opel mit "lebenslanger Garantie", Toyota bietet drei Jahre oder 100 000 Kilometer. Für Privatkunden bedeutet die Analyse, dass der Kauf eines jungen Gebrauchten der meist beste Deal ist: In den ersten Jahren fällt der Wertverlust enorm aus, wegen der deutlich höheren Qualität sind die Pkw aber besser in Schuss, als Gebrauchtwagen es früher waren.