Der Porsche Boxster S im Abendblatt-Praxistest

Mit dem neuen Boxster S hat Porsche manchen Autonarren keinen Gefallen getan. Nämlich allen, die nur den 911 als echten Zuffenhausener Sportwagen sehen wollen. Und jenen, die bereits einen Boxster älterer Bauart besitzen. Denn wer mit dem Boxster S der dritten Generation in Hamburg und Umgebung unterwegs ist, merkt schnell: Das ist ein Porsche, wie man ihn sich wünscht.

Los geht der Spaß schon beim Start, der natürlich - wie immer bei Porsche - über einen Schlüsseldreh links vom Lenkrad erfolgt und nicht per Starterknopf. Prompt faucht der 315 PS starke 3,4-Liter-Sechszylinderboxer hinter den Rücksitzen auf, um kurz darauf wieder in einen die Nachbarschaft nicht nervenden Abwartmodus zurückzufallen. Ein Blick zum Himmel - und wenn kein Regen in Sicht ist, sofort das Dach auf. Das geht beim Boxster auf Knopfdruck und so schnell wie nie zuvor, in nur neun Sekunden ist der Platz an der Sonne bereitet. Und sollte unterwegs plötzlich doch ein Schauer drohen: Bis Tempo 50 lässt sich das Dach sogar während der Fahrt schließen.

Das neue Styling, das ein wenig an den Überflieger-Porsche Carrera GT erinnert, zieht Blicke auf sich, auch von 911-Fahrern. Denn dank längerem Radstand, breiterer Spur und kürzeren Überhängen als früher wirkt der nun 4,37 Meter lange Boxster sehr erwachsen. Auch der teilweise in die Rückleuchten fortgesetzte Heckspoiler ist ein Hingucker. Der Sound hängt davon ab, wie weit man das Gaspedal durchtritt: Es geht dezent, aber auch mit ziemlich viel Gebrüll. Was man sich da zwischen zwei Ampeln erlauben darf, muss jeder mit sich selbst ausmachen.

Außerhalb der Stadt kennt der Boxster S kaum Grenzen. Die Fahrdynamik des mit einem Sechsgang-Getriebe bestückten Mittelmotor-Renners ist exzellent, der Vortrieb außerordentlich (in 5,1 Sekunden auf 100 km/h, Spitze 279 km/h). Lenkung und Fahrwerk passen perfekt und geben, ohne große Komforteinbußen, genug Rückmeldung. Wer mit diesem Auto in den Grenzbereich kommt, muss ziemlich wenig Ahnung von Physik haben.

Erstaunlich, dass man diesen Sportwagen relativ sparsam fahren kann. Wer nicht rumrast, sondern genießt, kann mit neun bis zehn Litern Super/100 km auskommen.