Endlich mehr Platz: Die Knutschkugel gibt es jetzt auch in einer auf 4,14 Meter gestreckten Version als Minivan - und größten 500er aller Zeiten.

Er ist der Traumwagen aller Großstadt-Mädchen: Denn kaum ein Winzling wirkt vor allem auf die holde Weiblichkeit so anziehend wie der Fiat 500. Doch was, wenn das Single-Dasein zu Ende geht? Einen festen Freund wird die kleine Knutschkugel zur Not noch verkraften, doch mit Familie wird es arg eng in dem Zweitürer. Denn egal ob geschlossen oder als Cabrio - die Rückbank ist nicht viel mehr als ein schlechtes Alibi. Das hat auch Fiat begriffen und einen Ableger auf den Weg gebracht: Ab Oktober gibt es deshalb als aufgeblasene Variante des Herzensbrechers den Fiat 500L.

Um knapp 60 Zentimeter auf 4,17 Meter gestreckt wird er so zum größten 500er aller Zeiten und bietet im Fond sogar Platz für zwei Erwachsene. Allerdings wächst mit dem Format auch der Preis: Gibt es den Zweitürer schon für 11 600 Euro, wird man für den 500L rund 15 600 Euro einplanen müssen.

+++Das ist neu bei der Hauptuntersuchung+++

+++Deutsche Autofahrer standen im Schnitt 36 Stunden im Stau+++

Für seinen Einsatz an der Familienfront haben die Italiener den 500er nicht nur um einen guten halben Meter verlängert und auf eine vergrößerte Plattform gestellt. Sie haben vor allem zwei zusätzliche Türen ins Blech geschnitten und den Innenraum neu möbliert. Schon vorne sitzt man etwas besser, hat mehr Schulterfreiheit, bequemere Kopfstützen und stößt mit dem Knie nicht an die Konsolen. Und hinten blühen die Passagiere sogar richtig auf. Zwar muss man den Kopf beim Einsteigen ein wenig einziehen, wenn man unter dem Holm durchtaucht.

Doch sobald man sitzt, ist der 500L bequemer und geräumiger als manche Mittelklasse-Limousine - vor allem, wenn man die geteilte Rückbank noch einmal um 15 Zentimeter nach hinten gleiten lässt. Trotzdem bietet der Wagen sogar noch reichlich Stauraum: Von einem doppelten Ladeboden unterteilt, fasst er immer mindestens 400 Liter und lässt sich mit zwei Handgriffen auf urlaubstaugliche 1310 Liter erweitern - kein Wunder, dass der gestreckte 500er zugleich den Fiat-Minivan Idea ersetzt und nicht nur gegen Mini Countryman, sondern auch gegen Opel Meriva oder Renault Modus antritt.

Das Format ist zwar neu. Aber formal bleibt alles beim Alten. Auch der 500L hat ein rundliches Design mit den großen Kulleraugen und der Front zum Knuddeln. Nur das relativ steile und gerade Heck wirkt ungewöhnlich sachlich und nüchtern. Diese Mischung aus Emotion und Ernsthaftigkeit spiegelt auch der Innenraum wieder. Es bleibt bei poppigen Farben und pfiffigen Formen. Aber der Viertürer ist lange nicht so verspielt wie der Zweitürer, und auch die Materialauswahl wirkt vornehmer.

Technisch ist der 500L zwar eng verwandt mit dem normalen 500er aus der Fabrik in Polen und dem neuen Panda, der bei Neapel vom Band läuft. Doch produziert wird das kleine Raumwunder mit dem etwas erhöhten Dach in einer Fabrik in Serbien. Das hindert die Italiener aber nicht an einer Organtransplantation: Genau wie seinen kleinen Bruder gibt es die XL-Knutschkugel deshalb mit dem 105 PS starken TwinAir-Zweizylinder, mit einem 1,4 Liter großen 95-PS-Benziner und einem Diesel mit 1,3 Liter Hubraum und einer Leistung von 85 PS.

Vor allem dieser Motor macht auf der Straße eine ordentliche Figur. Er ist halbwegs leise und laufruhig und schwimmt zumindest im Stadtverkehr immer vorne mit. Draußen auf dem Land muss man ihn allerdings ein wenig deutlicher zum Arbeitseinsatz überreden und auf der Autobahn braucht man jenseits von 130, 140 km/h einen langen Atem. Aber dann läuft er klaglos 180 und wird vom praktischen Stadtflitzer zum Reisewagen.

Weil die Ingenieure mehr an Kind und Kegel als an Kurvenkünstler gedacht haben, ist der 500L allerdings vergleichsweise weich und komfortabel abgestimmt. Bei einer ersten Testfahrt im Großstadtgewühl von Turin freut man sich an einer leichtgängigen Lenkung und daran, dass der Wagen klaglos über Schlaglöcher und Kopfsteinpisten rumpelt. Doch auch hier ändert sich die Wahrnehmung jenseits des Ortsschilds, wo man sich ein wenig mehr Präzision und Bestimmtheit wünschen würde.