Eine Glosse von Daniela Pemöller

Neulich habe ich mein Auto zwei Wochen stehen lassen und bin mit der Bahn, dem Bus und zu Fuß unterwegs gewesen. Nein, diesmal war die Volvo Amazone nicht kaputt. Mich haben einfach nur die ganze vorweihnachtliche Hektik auf den Straßen, die vollen Parkhäuser und vielen Autos zu sehr genervt. Als ich dann eines Tages doch wieder in meine Amazone stieg, musste ich mit Schrecken feststellen: Hilfe, ich habe das Einparken verlernt.

Wie ein blutiger Anfänger brauchte ich drei Anläufe für eine Lücke, in die ein Busfahrer sein XXL-Vehikel vorwärts eingeparkt hätte. Zu meiner Verteidigung sei gesagt, dass mein Oldie über keine Heckscheibenheizung verfügt und deshalb bei nasskalten Temperaturen gerne schnell beschlägt. Nichtsdestotrotz war eine solche Erfahrung für mich, die selbsternannte Einparkkönigin, traumatisch. Und während ich meine seelischen Wunden leckte, fragte ich mich, ob das nicht jedem so ginge, der ein wenig aus der Übung sei.

Wie, zum Beispiel, hält es der Weihnachtsmann? Nur alle 365 Tage setzt er sich in seinen Schlitten und saust mit Renntierantrieb um die Welt. Schafft er das ohne zu üben? Als ich jetzt eine Meldung aus Sachsen las, war klar: Nein, er schafft es nicht. Von einer Schneise der Zerstörung war die Rede und von Fassungslosigkeit angesichts einer großen Verwüstung. Was war passiert? Eine Kleingartenanlage in Chemnitz wurde zerlegt, als jemand mit seinem Gefährt auf einem 1,50 Meter breiten Fußweg entlangbretterte, die Hecken ignorierte und in Gärten 180-Grad-Wendemanöver übte.

Anfangs war der Täter noch flüchtig, doch schon bald entdeckte die Polizei ein Fahrzeug, völlig verdreckt und an den Flanken demoliert, in einem Wohngebiet. Der Wagen gehörte einem 20-Jährigen. Anhand der Beschädigungen war sich die Polizei sicher, dass es sich um den gesuchten Pkw handelt. Klar, denke ich. Wie blöd muss man sein, um in Schrebergärten ein paar Steve-McQueen-Stunts hinzulegen und danach seine Karre nicht mal durch die Waschanlage zu jagen. Nein, lieber Weihnachtsmann, dieses Märchen kaufen dir vielleicht brave Kinder und leichtgläubige Polizisten ab. Aber wir beide wissen wohl besser, wer dahintersteckt, nicht wahr?