Eine Glosse von Daniela Pemöller

Wenn uns die erste Meldung über verwaiste Autos in kalten, dunklen Parkhäusern erreicht, ist es wieder so weit. Weihnachten steht vor der Tür. Schon seit Wochen blinkt es bunt in vielen Hamburger Fenstern, auf den Balkonen oder in den Vorgärten. Wie kitschige Leuchttürme, die verlorenen Seelen den Weg nach Hause weisen. Ich allerdings bin kein Freund von diesem amerikanischen Firlefanz.

Rund 500 Millionen Kilowattstunden Strom verbrauchen die Deutschen in der Weihnachtszeit für ihre leuchtende Dekoration - Strom, der eine Großstadt ein Jahr versorgen könnte. Der Sinn dieses Lichterwahns leuchtet mir einfach nicht ein. Was bitte ist besinnlich an einem Haus, das so hell strahlt wie ein Fußballstadion am Abend? Oder einem Fenster, das wirkt wie die Leuchtreklame über der Großen Freiheit.

Was an den Wohnzimmerfenstern zu viel, ist auf den Straßen zu wenig. In der Winterzeit gucke ich dreimal so oft beim Abbiegen über die Schulter, damit ich auch ja keinen Fahrradfahrer mit Funzellampe in verregneter Nacht übersehe. Wie sympathisch ist da die Idee eines Freundes, der an diesem Adventswochenende den ersten Hamburger Light-Night-Ride initiiert. "Harterbrocken", wie sich der eingefleischte Auto- und Fahrradfan im Internet nennt, spricht hier von flammenschlagenden Tailpipes und mit Teelichtern verzierten Weidekörben am Hollandrad. Eine Horde Spaß geprägter Illuminati im Kampf gegen unterbelichtete Dunkelmänner? Das klingt nicht nur hübsch, sondern sieht sicher auch so aus.

Also, ihr Tüftler, ab zum Baumarkt und ran mit den LED-Strahlern an die Speichen. Wer mehr will und dafür auch bereit ist, mehr zu zahlen, greift zu den sogenannten Monkey Lights. Ab 75 Euro machen diese drehenden Kunstwerke das Übersehen unmöglich. Los geht die "Fahrrad-Fun-Fahrt" am Sonnabend um 18 Uhr bei Karstadt Sport an der Mönckebergstraße, führt an der Alster entlang bis zum Stadtpark. Ich hoffe, möglichst viele Hamburger sind dabei. Denn um es mit Konfuzius zu sagen: Die tiefsten Erkenntnisse erreicht man nur durch höchste Sammlung des Geistes. Worte reichen nicht, nur intuitive Erleuchtung hilft zum Verständnis.