Der Hamburger Unternehmer Sirri Karabag ist hierzulande der wichtigste Kopf der Elektromobilität

Der Hamburger Unternehmer Sirri Karabag, 46, hat bislang rund 600 Elektroautos auf die Straße gebracht - umgebaute Fiat 500 sowie Fiat-Transporter wie Doblò, Ducato oder Fiorino. Damit ist derzeit rund jedes fünfte E-Auto im Land aus seiner Werkstatt und der Mann somit Deutschlands größter Elektroauto-Anbieter. Und das ist erst der Anfang. "Die Autostädte von morgen heißen nicht automatisch Wolfsburg, Stuttgart oder München. Die Uhren werden neu gestellt", sagt Karabag.

Der Sohn eines türkischen Einwanderers und einer Deutschen war zunächst als Autoverkäufer tätig, machte sich 1993 selbstständig und wurde größter Importeur für Fiat-Nutzfahrzeuge.

Auf der IAA 2007 sah er erstmals umgebaute Elektro-Fiorino. Er ahnte, dass sie viel zu teuer waren, bot sie aber dennoch an. Und traute seinen Augen nicht. "Die Nachfrage war riesig. Es ging nicht um Preis oder Technik, sondern allein um Verfügbarkeit." An dem in Italien umgebauten E-Transporter beanstandete der TÜV jedoch 103 Kleinigkeiten. "Da wusste ich, dass ich es selbst machen muss." So wurde aus dem Autohändler der Autoumbauer Karabag.

Doch Transporter allein waren ihm nicht attraktiv genug, er brauchte einen "Eyecatcher", wie er sagt. 2009 kam der erste Fiat 500 mit E-Antrieb auf den Markt, weit über 50 000 Euro teuer. Doch Karabag und seine Partner arbeiteten schon an der nächsten Generation, dem new 500 E. Bei der Firma Mosolf im badischen Kippenheim werden jetzt Rohkarossen von Fiat zu Elektro-500ern zusammengebaut. Und mit der Kion-Gruppe und deren Tochterunternehmen Linde (liefert die Elektromotoren) und Still hat der Hamburger nun Partner, die dem kleinen Mittelständler die nötige technische Hilfestellung leisten. Rund 80 Millionen Euro will Karabag mit diesen Partnern in den kommenden Jahren investieren.

Seine Geschäftsideen reichen von Solar-Carports bis hin zu ganzen Wohnsiedlungen im Zeichen der Elektromobilität. Das größte Problem sieht Sirri Karabag derzeit noch im Service. Deshalb will er zusammen mit E-Gabelstaplerhersteller Still das größte Servicenetz in Europa aufbauen. 2300 Mitarbeiter werden geschult, um an rund 800 Standorten den Besitzern von Elektroautos Mobilität zu gewährleisten. Diese sogenannten Flying Doctors sollen schon ab 2012 zunächst in Deutschland einen umfassenden Service bieten. Das komplette Servicenetz von Portugal bis Russland soll in 24 Monaten gesponnen sein.

Bis dahin will Karabag mindestens 5000 E-Autos - vor allem Fiat 500, sämtliche Fiat-Transporter und Ford Ka - pro Jahr auf die Straßen bringen. Ab 2017 sollen es 10 000 Autos jährlich sein. "Wenn wir dann noch einen Marktanteil von fünf Prozent haben, wäre ich echt stolz."