Seit kurzem müssen Neuwagen mit einem Öko-Label gekennzeichnet sein. Umweltverbände üben Kritik. Es sei Verbrauchertäuschung.

Was Kunden aus dem Elektromarkt kennen, soll ihnen jetzt auch im Autohaus helfen: Seit 1. Dezember muss dort ein DIN-A4-Blatt mit einer farbigen Skala anzeigen, wie gut die Energiebilanz von Neuwagen ist. Die Bundesregierung verspricht sich davon mehr Transparenz und bessere Vergleichbarkeit. Doch zum Start herrscht dicke Luft. Umwelt- und Verkehrsverbände protestieren gegen eine "Mogelpackung" beim Klimakiller Kohlendioxid.

Wie bei Kühlschränken oder Waschmaschinen sollen Käufer auf einen Blick erkennen können, wie "energieeffizient" ein Auto ist. Dafür wird der CO2-Ausstoß in Bezug zum Gewicht des Wagens berechnet und das Ergebnis in Klassen eingeordnet - von der grün markierten Stufe A+ für besonders gut über mittlere Gelbtöne bis zur schlechtesten Klasse G in Rot. "Das bietet dem Verbraucher eine echte Hilfestellung bei seiner Kaufentscheidung", verkündete jüngst Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP), aus dessen Haus die Neuregelung stammt.

Doch Verkehrs- und Umweltverbände laufen Sturm gegen das Öko-Label. Es sei eine Täuschung der Verbraucher, schimpft der Bund für Umwelt und Naturschutz. Auch der ADAC beklagt eine Verwirrung der Autofahrer. Der Stein des Anstoßes: die Kopplung des CO2-Werts an das Fahrzeuggewicht.

"Autos mit hohem Verbrauch bekommen ein grünes Label, wenn sie nur schwer genug sind", kritisiert der Verkehrsclub Deutschland (VCD). "Die völlige Absurdität dieser Formel zeigt, dass der Kampfpanzer Leopard 2 das gleiche Label ,E' bekäme wie ein VW Golf 1.4." Sinnvoller wäre da eine Kopplung an die Fahrzeugfläche. Beispielhaft führt VCD-Verkehrssprecher Gerd Lottsiepen den 2345 Kilogramm schweren Audi Q7 3.0 TDI und den Kleinwagen Toyota Aygo 1.0 mit einem Gewicht von lediglich 930 Kilogramm an: Das SUV von Audi schaffe es mit einem CO2-Ausstoß von 189 g/km in die Klasse B, der Toyota mit einem niedrigeren CO2-Ausstoß von 105 g/km aber nur in Klasse C. Damit stehe der Japaner augenscheinlich schlechter da, obwohl er umweltverträglicher sei.

+++Neuwagen mit Energielabel gekennzeichnet+++

Auch innerhalb einer Fahrzeugklasse würden schwere Autos unter Umständen besser bewertet als sparsamere Modelle mit besserer CO2-Bilanz, so der VCD weiter. So bekomme etwa ein VW Golf 1.2 TSI (CO2-Ausstoß: 121 g/km) nur die Einstufung C. Dagegen rangieren die bis zu 140 Kilo schwereren Modelle Opel Astra 1.4 ecoFlex und BMW 116i in der Klasse B, obwohl sie mehr CO2 freisetzen (129 g/km).

Die deutschen Autobauer dagegen verteidigen die Neuregelung vehement, weil sie "echten Mehrwert" bringe. Während Spritverbrauch und CO2-Ausstoß schon seit 2004 beim Händler und in der Werbung anzugeben sind, kommt nun eine Einordnung nach der Fahrzeugkategorie dazu, also für Kleinwagen, Mittel- oder Oberklasse. "Dadurch ist sichergestellt, dass nicht Äpfel mit Birnen verglichen werden", sagt Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der Automobilindustrie. Dies schaffe zudem Anreize, dass sich jeder Hersteller in seinem Segment für mehr Umweltfreundlichkeit anstrenge. Den Kunden im Elektromarkt sei schließlich auch klar, dass ein großer Familienkühlschrank mehr Energie verbrauche als ein kleiner für einen Singlehaushalt.

Umweltbewusste Autokunden werden in erster Linie bei japanischen Herstellern fündig - auch dank eines Vorsprungs bei kombinierten Elektro-Benzin-Antrieben (Hybrid), wie eine Übersicht des VCD zeigt. In der Gesamtwertung war zuletzt nur ein deutsches Fabrikat, der VW Polo 1.2 TDI Blue Motion, unter den besten Zehn.