Leistungsstärkere Autoscheinwerfer sollen künftig dazu beitragen, die Unfallzahlen bei Nacht weiter zu verringern. Dann ist das Risiko hoch.

Obwohl in Deutschland statistisch gesehen rund drei Viertel aller Wegstrecken am Tag gefahren werden, ereignet sich knapp die Hälfte der tödlichen Unfälle in der Nacht. "Damit verdoppelt sich das Unfallrisiko bei Dunkelheit beinahe", sagt Uwe Kostanzer, Scheinwerfer-Entwickler bei Mercedes. Seine Zunft hat in den vergangenen Jahren viel geleistet: Mit Xenon-Scheinwerfern, die längst aus der Oberklasse im Kompaktsegment angekommen sind, und mit LED-Leuchten haben die Ingenieure die Sicht erheblich verbessert. Noch mehr Licht ins Dunkel sollen künftig neue Leuchtmittel, adaptive Scheinwerfer und intelligente Steuerungsmethoden bringen.

Den größten Schritt hat dabei zuletzt BMW angekündigt, denn die Bayern wollen in drei Jahren das erste Laserlicht anbieten. Die neuen Scheinwerfer mit leichtem Blauschimmer sollen im Elektro-Sportwagen i8 debütieren. "Sie sind kleiner, leichter und brauchen nicht so viel Energie", erklärt BMW-Entwickler Volker Levering. Außerdem leuchte die Lasertechnik heller als ein LED-Scheinwerfer.

Zu Preisen will er noch nichts sagen, rechnet aber schnell mit einer großflächigen Verbreitung. "Bei LED und Laserdioden ist es wie bei allen Halbleitern: Da fallen alle neun Monate die Preise." Dennoch glaubt Levering nicht an einen generellen Systemwechsel hin zu leistungsstärkerer Lichttechnik: "Solange sie der Gesetzgeber nicht verbietet, wird es Autos mit Halogen-Birnen geben", schätzt er. "Die sind im Preis einfach nicht zu schlagen."

Intelligente Scheinwerfer mit großer Leuchtweite helfen allerdings nichts, wenn der Fahrer sie nicht richtig benutzt. Weil es ihnen lästig ist oder sie den Gegenverkehr nicht blenden wollen, aktivieren Autofahrer nach Analysen von US-Wissenschaftlern zum Beispiel das Fernlicht manuell nur in einem Viertel aller sinnvollen Fälle. Um das zu kompensieren, gibt es für immer mehr Fahrzeuge Fernlicht-Assistenten: Mit einer Kamera am Innenspiegel überwachen die elektronischen Helfer die Straße und blenden ab, sobald sie andere Autos registrieren.

In der Oberklasse gehen bereits die nächsten Entwicklungsstufen in Serie: Das Fernlicht der Mercedes E-Klasse zum Beispiel heftet sich laut Entwickler Kostanzer wie ein Magnet an den Stoßfänger des Vordermanns oder eines entgegenkommenden Fahrzeugs. Elektronisch gesteuert, leuchtet es immer so weit wie möglich, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu beeinträchtigen.

Dasselbe Ziel auf anderem Weg verfolgt BMW mit einem blendfreien Fernlichtassistenten, der in wenigen Jahren marktreif sein soll. Statt das Fernlicht auszuschalten, will man jeweils nur einen Teil des Lichtstrahls dimmen und so Vorausfahrende oder den Gegenverkehr aussparen. Dafür schiebt sich eine Blende vor den Scheinwerfer und verdunkelt einzelne Segmente. Während die eigene Fahrbahn mit voller Intensität ausgeleuchtet wird, liegt der Korridor für entgegenkommende Fahrzeuge im Halbschatten.

Im Mercedes CL und demnächst auch bei BMW werden die Scheinwerfer zum Unfallschutz mit der Fußgängererkennung gekoppelt: Eine Infrarotkamera erfasst dabei Menschen am Fahrbahnrand, die dann blitzschnell von einer Zusatzleuchte angestrahlt werden. "Statt im Durchschnitt erst 29 Meter vor dem Fahrzeug werden Personen damit schon in 63 Meter Entfernung erkannt", berichtet BMW-Entwickler Dominik Schneider. "Bei Tempo 100 gewinnt man so rund eine Sekunde Reaktionszeit."

Licht heißt aber nicht nur sehen, sondern auch gesehen werden. Bei keinem Auto wird das derzeit so deutlich wie bei der A2-Studie von Audi: Unterhalb der Fenster ziehen sich "Dynamic Light" genannte Lichtleisten über die gesamten Fahrzeugflanken bis ins Heck. Bei Geradeausfahrt dienen sie als Positionsleuchten. Blinkt der Fahrer, zucken Lichtimpulse über die Leisten. Und auch beim Bremsen erweist sich die futuristische Fahrzeugbeleuchtung als nützlicher Signalgeber für andere Verkehrsteilnehmer: Wachsende rote Lichtbalken zeigen dann an, wie stark der Wagen verzögert.