Navigationssysteme und Smartphone-Apps im Vergleich - Vorteile für Handynutzer durch kostenpflichtige Dienste

Viele Autofahrer schätzen die Möglichkeit, per Navigationssoftware um einen Stau herumzufahren. Ob das auch wirklich klappt, hängt vor allem davon ab, wie schnell ein Stau an das Navi-System geschickt wird.

Fest eingebaute Systeme nutzen überwiegend einen nicht mehr zeitgemäßen Stau-Infoservice. Der kostenlose Traffic Message Channel, kurz TMC, greift über Radiostationen auf Staumeldungen zurück, die von ADAC und Polizei gesammelt werden. Durch die zahlreichen Verarbeitungsebenen werden Staus mit einer etwa zehnminütigen Verspätung an die Geräte weitergeleitet, was eine Umfahrung nicht immer ermöglicht. Die meisten portablen Navigationssysteme nutzen ebenfalls TMC und bieten bei Verkehrsbehinderungen deshalb keine Vorteile.

Eine neuere Generation von Navis bedient sich der Technik TMC Pro: Zusätzlich zum TMC-Service werden auch Informationen von Induktionsschleifen, Stausensoren an Autobahnbrücken und Bewegungsmuster von Flottenfahrzeugen genutzt. Die Gebühren für diesen Dienst werden in der Regel mit dem Kaufpreis des Gerätes bezahlt. Doch auch das genügt für ein umfangreiches Stau-Bild nicht, vor allem nicht abseits der Autobahnen.

Wer stets und sofort über den aktuellen Verkehr informiert werden will, sollte die sogenannten Live-Dienste nutzen, die bisher nur für navigationsfähige Smartphones und portable Navigationsgeräte mit SIM-Karte verfügbar sind. Ein Rechenzentrum empfängt über die bekannten Telefongesellschaften anonymisierte und positionsgenaue Bewegungsmuster zahlreicher Handynutzer. Es vergleicht die gesammelten Daten mit digitalen Straßenkarten und gespeicherten Geschwindigkeitsbeschränkungen. Hieraus leitet das Rechenzentrum gegebenenfalls hohe Verkehrsaufkommen ab und übermittelt diese zeitgleich online an die portablen Navigationsgeräte. Diese neue Möglichkeit, Staus bedingt durch Baustellen, Unfälle oder Straßensperrungen frühzeitig zu erkennen und eine passende Ersatzroute zu finden, sucht man bei fest installierten Systemen noch vergeblich.

Die Fachzeitschrift "Auto Bild" nahm für einen Test nun alle Navi-Varianten unter die Lupe und verglich die Vor- und Nachteile. Ergebnis: Das iPhone mit Navi-App lotste den Fahrer am Stau vorbei, er erreichte das Ziel 15 Minuten früher als sein Kollege mit fest integriertem TMC-Navi.

Insgesamt wurden fest eingebaute Navigationssysteme der Hersteller Mercedes, Opel, Volkswagen und BMW getestet, dazu mobile Geräte der Marken TomTom, Garmin und Navigon.

Bei Opel und VW fielen neben den hohen Anschaffungskosten von bis zu 2225 Euro auch die zusätzlichen Aufwendungen für Straßenkartenaktualisierungen ins Gewicht. Ein Stauwarner auf TMC-Basis war bei fast allen Geräten im Kaufpreis enthalten. Besonders überzeugte die TomTom-Software für das iPhone von Apple, die für 89,90 Euro Anschaffungskosten eine vorbildliche Routenführung wählte. Die Live-Dienst-Funktion kann gegen einen Aufpreis von 29,90 Euro pro Jahr freigeschaltet und frei benutzt werden.

Bei den Festeinbauten gewann das Professionell RTTI von BMW. Die Stauübertragung erfolgt dort unter anderem durch eine BMW-eigene Verkehrszentrale und das TMC-Pro. Der gebührenpflichtige Service ist seit dem 1. September 2011 erhältlich und hört auf den Namen "Connected Drive mit Real Time Traffic Information". Die ersten drei Jahre sind für den Nutzer kostenlos. Das Ergebnis ist mit der TomTom-Software vergleichbar, jedoch kostet die ab Werk bestellbare Navigationseinheit 3820 Euro.