Eine Glosse von Daniela Pemöller

Babys lieben Autofahren. Da ist sich Kollege Christoph ganz sicher. Er muss es wissen, als Vater von zwei Kindern. Wenn weder Muttis Brust noch das beruhigende Wippen auf einem Sitzball den Nachwuchs beruhigen, dann helfe - egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit - nur noch eins: Die Lütten schnappen, ins Auto setzen und losfahren. "Es ist völlig egal wohin. Hauptsache der Wagen rollt. Schon an der zweiten Ampel ist Ruhe im Karton", versichert er mir.

Mmmhh, denke ich, während ich mit meinem schreienden Baby durch die Stadt rausche. Als ich es in den Kindersitz geschnallt habe, war es noch ganz friedlich. Bei der ersten Ampel ging es los. Bei der zweiten schrie es immer noch. Nach der fünften Ampel habe ich angehalten. Die Stimme von Baby überschlug sich dermaßen, dass ich keine Synästhetikerin sein muss, um einen Zusammenhang zu der Tatsache zu sehen, dass sich die Farbe des Köpfchens dem dunkelvioletten Spektrum nähert.

Ich nahm Baby raus - und es war ruhig. Ich legte Baby wieder in die Schale und fuhr los, Baby weinte wieder. Nun, denke ich, da muss ich durch, und gebe Gas. Plötzlich blitzt es. Auch das noch. Am Ziel angekommen, drehe ich wie gewohnt meine Runden. Einen Parkplatz finde ich trotzdem nicht. Babys Brüllen bringt mich an meine Grenzen. Dann muss es halt im Parkverbot sein. Es folgt, was folgen musste: ein Strafzettel.

Dabei hat Christoph eigentlich recht. Meist weint Baby nicht beim Fahren, sondern wenn wir irgendwo warten müssen. Am Zebrastreifen, der roten Ampel oder, wie neulich, bei Dreharbeiten. Die Kleinen wollen die Welt halt rasend schnell entdecken, meint mein Freund. Sind Kinder, die in einem Porsche groß werden, darum glücklicher und weinen weniger als Kinder, die in einer Ente durch die Welt geschaukelt werden? Die Filmassistentin will wissen, ob wir kurz warten könnten. Nein, sagt mein sonst sehr sozialer Freund ein wenig zu barsch, können wir nicht. Dann zeigt er auf unser schreiendes Baby. Die Assistentin guckt, überlegt und winkt uns rasch durch. Ach, wenn die Polizei meine Strafzettel für zu schnelles Fahren und Falschparken doch auch einfach so durchwinken könnte.