Eine Glosse von Daniela Pemöller

Ich hatte befürchtet, dass es nicht leicht werden würde. Sechs Jahre war sie die Nummer eins. Und nun drohte harte Konkurrenz. Ein Baby war unterwegs. Wie man es in einschlägigen Ratgeber-Büchern liest, versuchte ich meine Amazone, also meinen Volvo-Oldie, mit mehr Aufmerksamkeit milde zu stimmen.

Ich verwöhnte sie mit einer liebevollen Handwäsche und trotzte stur jeden noch so drängenden Worten aus dem Familienkreis, in dem ich unmissverständlich klarmachte: Die Amazone wird nicht weggeben. Widerrede zwecklos! Eifersucht, so meine Hoffnung, fände somit keinen Nährboden im stählernen Herzen des Volvos. Und anfangs lief auch alles hübsch rund.

Brav fuhr uns meine schöne Schwedin mehrmals täglich in die Klinik, damit wir das Frühchen besuchen konnten. Dabei nahm sie jeden Stau auf der Autobahn 7 ohne zu murren in Kauf. Und das trotz tropischer Temperaturen von 30 Grad. Ich dachte, vielleicht rechnet sie es dem Baby hoch an, dass es wartete, bis ich aus dem Auto raus war, bevor es die Blase hat platzen lassen. Auch wenn sich die alte Dame sicher verloren vorkam, so abrupt abgestellt auf dem Fußweg schräg gegenüber vom Altonaer Rathaus. Noch aus dem Krankenwagen raus informierte ich per Handy die Polizei, dass ich leider keine Zeit hatte für die Suche nach einem geeigneten Parkplatz. Statt Strafzettel klemmten sie mir dann einen Smiley hinter die Scheibenwischer.

Doch nun, ausgerechnet an dem Tag, an dem wir das Baby endlich aus der Klinik mit nach Hause nehmen durften, schimpfte die schöne Schwedin laut knatternd aus löchrigem Rohr. Das Baby ließ sich vom Poltern nicht beeindrucken. Zwar guckte es erst etwas irritiert, schlief dann aber recht schnell mit seligem Blick sanft ein.

Nun mögen manche behaupten, Babys schlafen in jedem Auto wohlig und ruhig. Denen muss ich widersprechen. Im 1er BMW meines Freundes gefällt es Baby leider gar nicht. Jedes Mal wenn wir mit dem Bayern unterwegs sind, ist das Geschrei groß. So viel Zuneigung zur Amazone in so jungen Jahren macht Mut. Und gefällt auch der alten Schwedin, die nun fröhlicher schnurrt denn je. Was sicher nicht nur am neuen Auspuff liegt.