Der ADAC fordert die Autohersteller auf, die Tachos endlich sicherer zu machen

Die Zeiten, in denen mit einer Bohrmaschine die Kilometerzahl zurückgedreht wurde, sind längst vorbei. Die alte Kilometerwalze im Tacho hat in modernen Autos der LCD-Anzeige Platz gemacht. Die Täter frisieren mit modernstem Equipment die Kilometerstände, indem sie die Steuerelemente im Fahrzeug manipulieren, Tachokombi-Instrumente austauschen oder digitale Speicherchips wechseln. Als weitere Methode funktionieren spezielle "Kilometer-Filter" in Form von kleinen Platinen, die nur jeden zweiten gefahrenen Kilometer registrieren.

Dabei sind Tachomanipulationen bei Gebrauchtwagen durch Laien nur schwer zu erkennen. Der Auto- und Reiseclub Deutschland (ARCD) empfiehlt potenziellen Gebrauchtwagenkäufern daher einen Blick in das Serviceheft, das lückenlos ausgefüllt sein muss. Auch frühere Reparaturrechnungen und Prüfberichte könnten einen Hinweis auf den wahren Kilometerstand liefern, ebenso ein Blick auf den Abnutzungszustand von Pedalen, Lenkrad und Sitzbezügen. Auch Ölwechsel-Anhänger im Motorraum des Fahrzeugs und Service-Aufkleber können Hinweise geben.

Auch beim ADAC in Hamburg melden sich regelmäßig Gebrauchtwagenkäufer, die den Verdacht hegen, Tachotricksern zum Opfer gefallen zu sein. Christian Schäfer, Leiter des Bereichs Technik beim ADAC Hansa: "Oft sind es Kunden, deren Fahrzeug einen Schadensfall hat, der eigentlich beim angezeigten Tachostand nicht vorkommen dürfte. Doch selbst erfahrene Fachwerkstätten können oft nicht stichhaltig nachweisen, dass am Tacho manipuliert wurde." Und auch die Hamburger Polizei verzeichnet regelmäßige Eingänge von Betrugsanzeigen nach mutmaßlichen Tachomanipulationen. Sprecherin Ulrike Sweden: "Das ist seit Jahren immer wieder ein Thema."

"Leider ist für die Tachodreher die Gefahr, erwischt zu werden, eher gering", bedauert ADAC-Jurist Ulrich May. Um der Tachomafia flächendeckend das Handwerk zu legen, fordert er von den Herstellern mehr Schutz für die Verbraucher durch bessere Technik: "Tachos müssen endlich sicherer werden." Hilfreich wäre dabei eine unabhängige Datenbank, in der etwa bei einer TÜV-Untersuchung der Kilometerstand grundsätzlich erfasst wird. So wäre die Historie des Tachometers für den Käufer nachvollziehbar.