Auf der IAA zeigt Mercedes mit der Studie F125, wie sparsam Luxusautos in der Zukunft fahren sollen und dabei trotzdem feudal sein können.

Ja, alle Autofahrer müssen Sprit sparen und mit CO2 knausern. Doch deshalb muss keiner auf Luxus und Leistung verzichten. Das ist die Botschaft der Mercedes-Studie F125, mit der die Schwaben jetzt auf der IAA einen Ausblick auf die Luxuslimousine von Übermorgen geben: "Mit dem F 125 wollen wir zeigen, dass große und sichere Limousinen eine glänzende Zukunft haben, unter anderem weil sie emissionsfrei fahren können. Der Mythos S-Klasse wird so konsequent in die Zukunft überführt", sagt Entwicklungsvorstand Thomas Weber und lenkt den Blick auf einen fünf Meter langen Luxusliner mit riesigen Flügeltüren. Geformt wie eine Mischung aus Limousine, Coupé und Van bietet das futuristische Flaggschiff Platz für vier Personen, die auf Einzelsesseln schweben und jede Menge Luxus genießen.

Dass Mercedes ein feudales Prunkschiff bauen kann, wird niemanden überraschen. Deshalb gilt das Augenmerk vor allem der Technik, die den überbordenden Luxus von heute in eine Zukunft knapper Ressourcen retten soll und den F 125 zum Sparer im Smoking macht: Eine Weiterentwicklung der Brennstoffzelle liefert den Strom für vier Elektromotoren mit einer Dauerleistung von 231 PS. Kurzfristig leisten die E-Maschinen sogar 313 PS.

Weil der windschnittige Silberling dank einer Karosse aus Karbon und Kunststoff keine 1,7 Tonnen wiegt, reicht das für einen Tempo-100-Sprintwert von 4,9 Sekunden. Allerdings ist das Tempo mit Rücksicht auf die Reichweite auf 220 km/h limitiert.

Den Wasserstoff für die emissionsfreie Stromproduktion lagert Mercedes in einem neuartigen Tank: Statt Druckflaschen nutzen die Schwaben einen Feststoffspeicher, der in der Karosseriestruktur integriert ist. Ähnlich wie ein Schwamm das Wasser, nimmt er bis zu 7,5 Kilogramm Gas an der Tankstelle auf und gibt es während der Fahrt an die Brennstoffzelle ab. Die speichert den Strom in einer ebenfalls neuen Lithium-Schwefel-Batterie hinter den Rücksitzen zwischen, die leichter und leistungsfähiger ist als aktuell nutzbare Lithium-Ionen-Akkus. Die Batterie ermöglicht eine Reichweite von 50 Kilometern. Weil der Wasserstoff Energie für noch einmal mehr als 900 Kilometer liefert, kommt der F 125 über 1000 Kilometer weit und fährt damit jeder aktuellen Luxuslimousine davon.

+++Vitamin B für die Kompaktklasse von Mercedes+++

+++Audi steigert Absatz und überholt Mercedes+++

Auch die Bedienung des F 125 wird sich grundlegend von allem unterscheiden, was man bislang aus der S-Klasse kennt. Das Command-System ist immer online, ständig vernetzt mit Büro und Wohnzimmer und macht Schluss mit dem Krieg der Knöpfe. Denn gesteuert werden die meisten Funktionen mit Sprache, Gesten oder Berührungen. Und ein "Advanced Driving Assist" nimmt einem viele Aufgaben ab. Auf mehrspurigen Straßen wechselt er automatisch die Spur und kann mittelfristig auch alleine überholen. Dank des Datenaustauschs mit anderen Fahrzeugen warnt er an Kreuzungen vor anderen Autos mit Vorfahrt oder macht sogar von alleine Platz für Streifenwagen.

Zwar blickt Mercedes mit Forschungsfahrzeugen wie dem F125 traditionell mindestens eine Modellgeneration in die Zukunft, so dass die Serienumsetzung in der Regel etwa acht Jahre dauert. Doch bei der S-Klasse von Übermorgen bittet man noch um etwas mehr Geduld: Vor 2025, so hört man, dürften weder die Brennstoffzelle mit festem Wasserstoffspeicher und Lithium-Schwefel-Akku noch die neuen Assistenzsysteme reif für den Alltag sein.