Das Retro-Modell von VW kommt dem Original ein Stück näher. Bislang fehlte zum Kult-Status nämlich eine Prise Esprit.

Ein Klassiker feiert sein Comeback: VW bringt jetzt den Käfer zurück. Nachdem die Niedersachsen mit dem New Beetle von 1998 eines der ersten Retro-Autos gebaut hatten, kramen sie nun tiefer in der Vergangenheit und lehnen sich mit dem neuen Beetle wieder stärker ans Original an. Das gilt nicht nur für die Form, die flacher und klassischer geworden ist, sondern auch für den Preis: "Der Käfer war ein bezahlbares Massenmodell", sagt Produktmanager Andre Tietje und gibt diesen Kurs auch für den Beetle aus. Er kostet jetzt 16 950 Euro und ist damit fast 2000 Euro günstiger als der vergleichbare Golf, mit dem er sich viele Komponenten teilt.

Optisch sucht der Krabbler jetzt die Nähe zum Ur-Modell. "Doch wir haben dem Käfer für das 21. Jahrhundert noch etwas mit auf den Weg gegeben: Fahrspaß und Dynamik", sagt Tietje, und die erste Testfahrt gibt ihm recht. Die breitere Spur und der größere Radstand verleihen ihm einen stabilen Auftritt. Er liegt satt auf der Straße, wirkt dabei aber zugleich leichter und agiler, als man es bei einem immerhin 1,6 Tonnen schweren Liftestyle-Flitzer erwarten würde. Nur in der Stadt fordert die Form ihren Tribut, weil man die Karosserie schwer abschätzen kann.

Am meisten Spaß macht der stärkste Motor. Das ist bis zum fest eingeplanten Debüt eines R-Modells mit geschätzten 270 PS der zwei Liter große Turbo aus dem Golf GTI, der mit 200 PS und bis zu 280 Nm Drehmoment zu Werke geht. Auf Wunsch kombiniert mit einer sechsstufigen Doppelkupplung und dem knackigen Fahrwerk des sportlichen Golf, gibt er für einen stattlichen Preis von 27 100 Euro aufwärts den knurrigen Kraft-Käfer. Der Motor klingt kernig und schickt den Beetle in 7,5 Sekunden auf Tempo 100. Schluss ist dann erst bei 223 km/h. Natürlich lässt sich der Normverbrauch von 7,7 Litern bei entsprechender Fahrweise nicht halten. Aber weil man den 200-PS-Käfer auch ganz entspannt und gelassen fahren kann, sind Alltagswerte unter neun Litern durchaus machbar.

Außerdem gibt es für Sparer ja noch ein paar andere Motoren. Zum Start hat VW auch einen 1,2 Liter großen TSI-Benziner mit 105 PS im Programm, der 180 km/h schafft und 5,5 Liter verbraucht. Kurz nach der Premiere soll es als dritten Benziner einen 1,4-Liter mit 160 PS geben. Dann kommen auch die Dieselmotoren. Sie haben 1,6 oder 2,0 Liter Hubraum, kommen auf 105 oder 140 PS und drücken den Verbrauch auf bestenfalls 4,3 Liter. Dafür allerdings braucht man die Start-Stopp-Automatik - zum Aufpreis. Bei keinem VW ist das Design so wichtig wie beim Beetle. Deshalb gab Designchef Walter da Silva den Auftrag: "Entwerft ein neues Original." Und seine Mannschaft hat es verstanden: Die wie aus drei Halbkreisen zusammengesetzte Karosserie des Neo-Käfers von 1998 macht Platz für einen neuen Kuppelbau, der hinter einer längeren Haube mit einer steileren Frontscheibe beginnt und nun in einem einzigen Schwung bis hinten zur Stoßstange ausläuft.

Dabei wird der Beetle nicht nur flacher (1,49 Meter) und breiter (1,81 Meter), mit 4,28 Metern wird er auch rund 15 Zentimeter länger. Der schier endlose Vorbau des Armaturenbretts ist verschwunden. Man wähnt sich wieder in einem Pkw, und selbst auf der Rückbank kann man nun bequem sitzen. Außerdem erreicht der Kofferraum mittlerweile ein alltagstaugliches Maß: Statt 210 Liter fasst er hinter der nun bis weit ins Dach reichenden Klappe jetzt 310 Liter - beinahe Golf-Niveau. Dazu gibt es viele Farben, sportlich ausgeformte Sitze und ein neues Cockpit samt optionaler Zusatzinstrumente. Und vor dem Sozius feiert obendrein das klassische Handschuhfach sein Comeback. In den gehobenen Modellvarianten gibt es dort eine zweite Staubox, deren Deckel sich nach oben öffnet.

Auf den ersten Blick sieht alles schmuck und modern aus. Beim zweiten Hinsehen braucht es aber ein wenig mehr Sympathie für den Charmebolzen. Sonst stört man sich an preiswertem Kunststoff, nicht ganz so präzisen Passformen und einer Materialauswahl, die man von VW nicht gewohnt ist.

Vielleicht werden sich daran, wenn überhaupt, nur die deutschen Kunden reiben. Aber sie sind nicht die wichtigsten. Denn vor allem die Amerikaner und die Chinesen sind verrückt nach der modernen Knutschkugel. Und während der Ur-Käfer bei uns längst eingestellt war, lief er in anderen Teilen der Welt noch viele Jahre lang weiter.