Sportliche Geländewagen verzeichnen hierzulande die höchsten Zuwachsraten. Audi schließt jetzt mit dem Q3 eine Lücke im Modellprogramm

Der hat uns gerade noch gefehlt." In den meisten Fällen ist dieser Spruch ironisch gemeint. Doch wenn Audi-Chef Rupert Stadler vom neuen Q3 spricht, meint er das wörtlich. Denn tatsächlich ist ein kleiner Geländewagen eine der letzten Lücken, die noch im Modellprogramm der Bayern klaffen. Die ist umso schmerzlicher, weil Erzrivale BMW den Teich mit dem X1 schon seit gut einem Jahr ordentlich leer fischt. Doch lange muss sich Stadler dieses Treiben nicht mehr anschauen: Als drittes Modell in der Q-Familie geht in diesen Tagen der Q3 an den Start.

Der kleine Kraxler, dessen Preise zunächst bei 31 550 Euro beginnen und mit dem später lieferbaren Basisdiesel auf 29 900 Euro fallen, ist wie kaum ein Audi ein Kind der Konzernfamilie. Die Plattform spendet der VW Tiguan, der Antrieb wird vom Audi A4 übernommen, die Elektronik greift vor auf die nächste Generation des A3, produziert wird der Wagen bei Seat in Martorell.

Er ist zwar eines der letzten, aber dafür vielleicht das schönste Auto in diesem Segment, die Dachlinie folgt einem schmucken Coupé-Bogen. Innen erwartet die Passagiere das gewohnt noble Ambiente, das man aus A7 oder A6 kennt. Das merkt man bei jedem Blick, mehr noch bei jeder Berührung, weshalb der Q3 rund 5000 Euro mehr kostet als ein Tiguan und auch dem X1 preislich ein paar Tausender voraus ist.

Allerdings wirkt der Q3 im Vergleich zu den A-Modellen von Audi ein wenig technokratischer, erhebt den Fahrer in eine Kommandoposition mit besserer Übersicht und zeigt beinahe noch mehr Chromschmuck als der Rest der Familie. Nur der Klappbildmonitor für die Navigation will nicht mehr so recht in die Zeit passen.

Innen geht es naturgemäß etwas enger zu als bei den größeren Brüdern Q5 und Q7. 2,60 Meter Radstand schaffen dennoch genug Platz für vier Personen, die auch noch 460 Liter Gepäck mitbringen dürfen. Andernfalls machen die klappbaren Rücksitzlehnen im Heckabteil mit wenigen Handgriffen auch Platz für bis zu 1365 Liter Volumen. Nachteil ist allerdings die für jeden SUV typisch hohe Ladekante.

So wie der Q3 aussieht, fährt er sich auch: sehr leichtfüßig, sehr agil, sehr handlich. Ganz sicher ein Verdienst zum einen der leichten Bauweise - Fronthaube und Heckklappe sind aus Aluminium, die Rohkarosse wiegt gerade 300 Kilogramm, das ganze Auto nur 1445 Kilogramm -, zum anderen aber auch der vier spritzigen Motoren. Vor allem der 2-Liter-TFSI-Benziner mit Direkteinspritzung und Turboaufladung begeistert. Im Q3 ist er in den Leistungsstufen mit 170 PS und 211 PS zu haben. Und schon die kleinere Version macht aus dem Q3 einen leise und kultiviert dahingleitenden Reisewagen, der mit seinem fülligen Drehmoment bei fleißigem Gebrauch des exakt schaltenden Sechsgang-Getriebes aber auch zum spurtstarken Landstraßensprinter werden kann. Obwohl die Kurvenhatz wegen des höheren Schwerpunkts nicht zu den Stärken des Q3 zählt. Und auch die elektromechanische Lenkung müsste dafür noch einen Tick direkter sein und mehr Rückmeldung vermitteln.

Bei den Selbstzündern schiebt ein 2-Liter-Vierzylinder-Direkteinspritzer mit Turboaufladung mit wahlweise 140 oder 177 PS den Wagen gewohnt kräftig, laufruhig und sparsam voran. Alle Motoren sind serienmäßig mit Stopp-Start-System ausgerüstet. Der Einstiegsdiesel, der etwas später kommt, fährt mit Frontantrieb, alle anderen Motoren ab Werk mit Allradantrieb quattro, die beiden Topmotorisierungen außerdem serienmäßig mit der Siebengang-Automatik. Auch das Doppelkupplungsgetriebe spart nun zusätzliche Tropfen Sprit, indem es im Schubbetrieb die Kupplung öffnet und den Q3 frei rollen lässt, wenn der Fahrer im Audi-Fahrdynamiksystem "drive select" den Modus efficiency gewählt hat.

Zwar gehören zur Q3-Basisausstattung u. a. ESP, sechs Airbags, Audio- und Klimaanlage. Wer jedoch wirklich komfortabel unterwegs sein will, muss auf die schon ganz selbstbewussten Grundpreise noch einige Tausender drauflegen. Etwa für die Schar der elektronischen Assistenten zum Spurhalten (600 Euro) und Einparken (780 Euro), für Rückfahrkamera (1190 Euro), die elektronische Dämpferverstellung (980 Euro), Xenonlicht (990 Euro) und Panorama-Glasdach (1210 Euro).