Der Golf GTI wird 35. Für Volkswagen ein guter Anlass, eine Sonderserie des sportlichen Bestsellers aufzulegen

Der König im Breitensport gibt Gas: Pünktlich zum 35. Geburtstag spendiert Volkswagen dem Golf GTI noch einmal eine Kraftspritze und macht den Dauerbrenner bei der automobilen Ausgabe der Bundesjugendspiele vollends reif für die Ehrenurkunde. So steigt die Leistung des zwei Liter großen Turbos um rund zehn Prozent auf beachtliche 235 PS und stempelt die "Edition 35" zum stärksten GTI in der Golf-Geschichte.

Zwar rückt sie mit einem Preis von mindestens 30 245 Euro auch finanziell in die Pole-Position. Doch ist das Geld gut angelegt. "Wie bei einem gewöhnlichen Sondermodell kann man auch hier unter dem Strich sogar ein wenig sparen", sagt Produktmanager Michael Kanitzky. Weil neben dem stärkeren Motor und dem liebevoll verfeinerten Design jede Menge Extras wie die Xenonscheinwerfer serienmäßig sind, ist der 35er unter dem Strich sogar preiswerter als der normale GTI, der mit 27 725 Euro in der Liste steht.

Den Leistungssprung und vor allem das angehobene Drehmoment kann bei einer flotten Landpartie tatsächlich herausfahren. Noch giftiger als gewöhnlich sprintet der Bestseller über die Nebenstrecken: Das 15 Millimeter tiefer gelegte Sportfahrwerk beißt sich förmlich in den Asphalt, die elektronische Differentialsperre treibt dem Fronttriebler das Untersteuern aus und zwingt den GTI erstaunlich flott um die Kurven. Und jede Gerade erinnert verdächtig an Nordschleifen-Passagen wie die Döttinger Höhe. Wer dort einen schweren Gasfuß hat und schnell genug schalten kann, schafft den Sprint auf Tempo 100 in 6,6 Sekunden. Und falls man tatsächlich über den Ring rauscht, sind hier 247 km/h möglich.

Zwar hätte der neue Motor, dessen Verbrauch mit der Leistung um runde zehn Prozent auf 8,1 Liter steigt, für den Breitensportler wahrscheinlich schon genügt, um die GTI-Gemeinde zu den Händlern zu locken. Doch Produktmanager Kanitzky weiß um die typischen Sportabzeichen des Dauerbrenners und pflegt deshalb auch das Design. Für außen gibt es einen Satz neuer Felgen, schwarze Spiegelkappen, einen etwas größeren Frontspoiler über dem klassischen Wabengrill mit rotem Rahmen und ganz dezent eine "35"-Signatur auf den vorderen Kotflügeln. Und innen spendieren die Niedersachsen dem Editionsmodell neue Sitze mit dem typischen Schottenkaro sowie die üblichen roten Nähte am Sportlenkrad, der Schaltmanschette, den Gurten und den Fußmatten. Außerdem gibt es endlich wieder die klassischen Golfball-Noppen am Schaltknauf.

Dass der GTI überhaupt so lange und vor allem so erfolgreich fährt, hätte bei VW selbst niemand geglaubt. Denn als 1974 die ersten Ideen für das Projekt "Sport-Golf" reiften, war die Stimmung so kritisch, dass die Entwickler den Golf am Vorstand vorbei zum Krafttraining geschickt haben. Zur Markteinführung im Jahr 1976 war von gerade einmal 5000 Exemplaren die Rede, die man zu Preisen ab 13 850 Mark unters Volk bringen wollte. Schließlich gab es den normalen Golf damals schon für 9200 Mark. Aber da hatte VW die Rechnung ohne die Raser gemacht, die nun endlich mit BMW & Co mithalten konnten. So ist aus der kleinen Serie ein großes Geschäft geworden. Statt 5000 GTI fahren mittlerweile fast zwei Millionen, berichtet Produktmanager Kanitzky. "Und ein Ende des Erfolges ist nicht absehbar." Denn wenn VW im nächsten Jahr den Golf VII bringt, steht der GTI natürlich wieder mit auf dem Plan.