Eine Glosse von Yvonne Weiß

Das Wort Ruhestand kann in Pension gehen. Es passt einfach nicht mehr. Lautbewegung oder Lärmfahrt wären treffender. Früher mag es so gewesen sein, dass man es nach einem hektischen Arbeitsleben endlich mal langsam angehen ließ. Die Rentner von heute jedoch sind so viel und schnell unterwegs, als seien sie allesamt Großeltern von Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel.

Gerade wurde in Hamburg ein 71-Jähriger mit einem frisierten Roller erwischt. Aufgefallen war der Mann, "weil er einen neben ihm fahrenden Pkw mit Leichtigkeit abhängte", wie der Polizeibericht vermerkt. Die Beamten schickten sein Gefährt daraufhin zur genauen Untersuchung der magischen Kräfte auf einen Leistungsprüfstand. Dieser Test ergab zu ihrer Überraschung nur eine Höchstgeschwindigkeit von 40,4 km/h.

Auch bei einer Probefahrt zeigte sich das bis 45 km/h zugelassene Zweirad ungewöhnlich anzugsschwach. Daraufhin durchsuchten die Beamten den Rentner und fanden eine Funkfernbedienung für ein Tuning-Kit. Mit einem Knopfdruck konnte der ältere Herr seine voraussichtliche Lebenserwartung überholen und eine Höchstgeschwindigkeit von 111 km/h erreichen. Der Roller sei ihm entschieden zu langsam gewesen, weshalb er einen Händler mit dem trickreichen Tuning beauftragt habe, erklärte der Mann bei der Befragung durch die erstaunten Polizisten.

Adrenalin anstatt Doppelherz, klar, das pusht den Körper effektiver. Und Aufmotzen ist besser als anmotzen. Aber dass selbst Senioren ein Tempolimit mittlerweile als amtlich verfügte Spaßbremse betrachten, bedeutet nichts Gutes für die Hersteller von Rollatoren. Sie sollten sich dringend Gedanken über die Entwicklung eines elektrischen Antriebs bei Gehhilfen machen. Teilweise wird in diese Richtung schon geforscht, sogar eine Steuerung über iPod scheint demnächst möglich.

Im Altenheim meiner Oma Luise, 95, ist das Frisieren der Fortbewegungsmittel jedoch noch streng untersagt. Ihr Zimmernachbar raste regelmäßig so schnell mit seinem Rollstuhl über die Flure, dass dabei schon mal ein Pfleger aus Sicherheitsgründen hinter die Bande verwiesen wurde. Doch auch die junge Generation hat ein paar Tricks auf Lager und drehte kurzerhand an den Ventilen. Nach dem Motto: Einfach mal Luft ablassen, dann düst es sich viel entspannter durch den Lebensabend.

Pemöllers PS macht Sommerpause