Die vierte Generation des des noble Fiat-Ablegers geht an den Start - mit sparsamen Motoren und erstmals als Fünftürer

Er war schon ein Lifestyle-Flitzer, als der Mini noch als Exot aus England galt. Doch der Lancia Ypsilon konnte aus seiner Vorreiterrolle kaum Kapital schlagen. Denn während der unter BMW-Regie gerückte Mini einen Verkaufsrekord nach dem anderen eingefahren hat, geriet der noble Fiat-Ableger diesseits der Alpen zusehends in Vergessenheit. Jetzt aber will es Lancia noch einmal wissen: Im Juli startet die vierte Auflage der vornehmen PS-Petitesse. Leicht gewachsen, aber erstmals als Fünftürer entwickelt, will sie zu Preisen ab etwa 12 500 Euro ein wenig Noblesse ins Reich der Zwerge bringen.

Auf den ersten Blick gelingt das dem 3,84 Meter kurzen Vetter von Fiat Panda und Cinquecento ganz gut: Der große Chromgrill funkelt in der Sonne wie der Schnabel eines Greifvogels. Die Motorhaube ist kürzer und knackiger, die Radhäuser sind weiter ausgestellt, und an der coolen Kehrseite mit der aufgesetzten Heckscheibe glühen die Rückleuchten wie feurige Sicheln - Einfallslosigkeit kann man den Designern nun wirklich nicht vorwerfen.

Auch innen gibt der Ypsilon den luxuriösen Liliputaner und schmeichelt dem Auge mit einer attraktiven Farb- und Materialkombination. Allerdings lässt die Begeisterung schnell nach, wenn zum ersten Mal die Finger ins Spiel kommen. Was gut aussieht, muss sich nämlich nicht automatisch auch gut anfassen. Und auch Klavierlack kann billiges Plastik nicht tarnen. So fühlt sich der schillernde Bezug auf Armaturenbrett und Türtafeln an wie speckige Elefantenhaut, Chromelemente entpuppen sich als knatschige Kunststoffe. Und das riesige, in die Mitte gerückte Anzeigeelement, das wie ein großer Flachbildschirm über dem Armaturenbrett thront, knistert unter seiner großen Hutze bei jeder Bodenwelle.

Dafür ist die Ausstattung in Ordnung: Schon im Basismodell "Silver" sind sechs Airbags, ESP und Zentralverriegelung an Bord. Wer "Gold" bucht, bekommt Klimaanlage, CD-Radio und noblere Sitzbezüge, und ab "Platin" gibt's neben der Klimaautomatik und der Freisprecheinrichtung unter anderem Ledersitze und Alufelgen. Außerdem bieten die Italiener zahlreiche Extras von der Zweifarblackierung über den Tempomat und die Xenon-Leuchten bis hin zum Einpark-Automaten an.

Auch die Platzverhältnisse sind ganz ordentlich. Vorne können auch zwei große Erwachsene bequem sitzen. Und die Rückbank taugt bei 2,39 Metern Radstand zumindest als Notlösung. Natürlich muss man ein wenig den Kopf einziehen, damit man ihn nicht an die Heckscheibe oder die Querstrebe des Sonnendaches schlägt. Und ein wenig Gelenkigkeit beim Einstieg durch die kleinen Türen kann auch nicht schaden. Doch wo der Ypsilon früherer Baujahre allenfalls für Kleinkinder und Schlangenmenschen taugte, muss sich heute kein Hinterbänkler mehr ernsthaft verrenken.

Unter der Haube gibt es zunächst die Wahl zwischen zwei Benzinern und einem Diesel. Basis-Aggregat ist ein Vierzylinder mit 1,2 Liter Hubraum und 51 PS, an der Spitze steht ein 1,3-Liter-Diesel, der 95 PS leistet. Und der ganze Stolz der Italiener ist ihr TwinAir-Zweizylinder. Nur 0,9 Hubraum und ziemlich vorlaut, bringt das kleine Turbo-Motörchen immerhin 85 PS auf die Straße. Es giert zwar nach Drehzahl, und man muss oft den kurzen Schaltknauf durchs hakelige Fünfganggetriebe knüppeln. Doch dann schwimmt man flott mit im Stadtverkehr und schafft über Land sogar 176 km/h.

Will man allerdings ein wenig Fahrspaß genießen, darf man nicht die Eco-Taste drücken. Dann fühlt sich der Ypsilon so an, als klemme ein großer Klumpen Pizzateig unter dem Gaspedal, und man kommt kaum mehr vorwärts. Dafür allerdings zeigt der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch, der nahe am Normwert von 4,2 Litern liegt und den Ypsilon zu einem der sparsamsten Kleinwagen seiner Art macht.