Mit der Kombiversion Turnier rollt jetzt die hierzulande wichtigste Variante des Ford Focus auf die Straße

Vier- und Fünftürer waren nur das Vorspiel: Kaum zwei Monate nach der Premiere des neuen Focus bringt Ford jetzt mit dem Turnier die für den deutschen Markt wichtigste Karosserievariante an den Start. Denn immerhin soll der Kompakte mit der großen Klappe mehr als die Hälfte der gesamten Focus-Zulassungen dieses Jahres ausmachen.

Dafür fahren die Kölner nicht nur eine sehr moderate Preispolitik und verlangen gerade einmal 750 Euro Kombi-Aufschlag. Sondern sie bieten zu Preisen ab 18 600 Euro auch das elegantere Heck und natürlich das größere Raumangebot. Nicht umsonst überragt der Turnier den Fünftürer mit seinen 4,56 Metern um gut 20 Zentimeter.

Das schafft Platz für einen Kofferraum, der mit 476 Litern rund 50 Prozent größer ist als bei der Limousine und durch Umlegen der Rückbank auf 1516 Liter erweitert werden kann. Das Gepäckabteil hat eine niedrige Ladekante, einen ebenen Boden und eine Abdeckung, die mit einem einzigen Fingertipp zurückschnellt - eine feine Sache. Was dagegen fehlt sind ein Griff zum Anheben des Ladebodens, unter dem in der Reserveradmulde noch mal etwas Kleinkram verstaut werden kann, ein paar Taschenhaken oder andere Finessen für die Kleinteile-Logistik.

Natürlich hat Ford das Fahrwerk für den Einsatz als Kofferträger und Kistenschlepper etwas angepasst. Immerhin hat der Focus als Turnier eine maximale Zuladung von 600 Kilogramm und eine Anhängelast von 1,5 Tonnen. Doch auch der Kombi ist schön knackig abgestimmt, glänzt mit einer direkten Lenkung und macht die Landstraße zur Lustmeile. Denn solange der Turnier nicht gerade die Familienkutsche gibt und Hinterbänkler mit nervösem Magen an Bord sind, lässt es sich damit prima durch die Kurven hetzen und die Pässe erklimmen.

Am meisten Spaß macht das natürlich mit dem vorläufigen Top-Motor. Bis zum Debüt des sportlichen Focus ST ist das der 1,6-Liter-EcoBoost-Vierzylinder, dem Direkteinspritzung und Turbolader stolze 182 PS entlocken. Kultiviert und kraftvoll treibt der Motor den Focus voran, beschleunigt in 8,1 Sekunden auf Tempo 100 und schafft 222 km/h Spitze - so wird der Lastesel beinahe zum Rennpferd. Aber den EcoBoost-Motor kann man nicht nur sportlich, sondern auch betont sparsam fahren und dann tatsächlich nahe an den Normverbrauch von 6,0 Liter kommen. Dabei hilft auch eine Start-Stopp-Automatik, die Ford für alle 1,6-Liter-Varianten im Programm hat.

Neben dem 182-PS-Motor gibt es drei weitere Benziner mit 105 bis 150 PS und vier Diesel, die ein Spektrum von 95 bis 163 PS abdecken. Der ganze Stolz der Ingenieure wird ein neuer Selbstzünder mit ebenfalls 1,6 Liter Hubraum und 105 PS, der im nächsten Frühjahr im Focus Econetic nachgereicht wird und den Verbrauch auf 3,5 Liter drücken soll.

Zwar hat Ford die Modellpalette des Focus mit dem Kombi schneller erweitert als üblich. Doch komplett ist die Familie deshalb noch lange nicht. Den Dreitürer halten die Kölner für verzichtbar, weil schon der Fünftürer so ein sportlich geschnittenes Auto sei, heißt es immer wieder. Doch als nächste Neuheit steht der ST mit 250 PS bereits in den Startlöchern. Und auch die Planungen für ein Open-Air-Modell laufen bereits. Ob es das dann gewesen ist? Diese Frage beantwortet Baureihenchef Gunnar Herrmann genauso viel- wie nichtssagend: "Wir haben viel Fantasie für diese Plattform, mal schauen, was uns noch so alles einfällt."