Ein italienischer Dieselmotor mit drei Liter Hubraum soll Jeeps neuen Geländewagen attraktiver für deutsche Kunden machen

Im Geländewagen-Segment, wo hierzulande im vergangenen Jahr fast 300 000 Fahrzeuge neu zugelassen wurden, ist für die Anbieter ein leistungsfähiger und wirtschaftlicher Selbstzünder ein Muss. Das weiß auch Jeep und spendiert seinem neuen Jeep Grand Cherokee nun einen Dieselmotor mit drei Liter Hubraum und wahlweise 190 oder 241 PS Leistung zum Preis von 42 300 bzw. 48 850 Euro.

Solide Sechszylinder-Diesel aus dem Hause Daimler trieben die Grand Cherokees zu Zeiten der Liaison zwischen Jeep-Mutter Chrysler und dem deutschen Konzern an. Mittlerweile bestimmt Fiat, welche Route Jeep einschlägt. Und so ist es folgerichtig, dass ein Motor aus italienischer Produktion die Nagelprobe mit dem großen Indianer bestehen muss. Der Sechszylinder hat je nach Leistungsstufe 440 oder 550 Newtonmeter Drehmoment.

Die satte Portion Premium, die Fiat dem Spitzen-Jeep verordnet hat, ist an der reichlichen Verwendung von Chrom außen und hochwertigen Materialien innen zu erkennen. Das Karosserie-Design mit hoher Schulter und schmalen Fensterflächen passt in die Optik moderner Luxus-SUV. Schnödes Hartplastik ist großflächig durch griffsympathische Kunststoffe ersetzt worden, fein gemaserte Holzeinlagen und Lederverkleidung vermitteln ein stimmiges Bild hochklassiger Beförderung.

Obwohl der neue Grand Cherokee in Länge und Breite jeweils sieben Zentimeter gegenüber dem Vorgänger zugelegt hat, wirkt er nicht so wuchtig wie viele seiner Mitbewerber. Für ein Leichtbau-Mobil sollte man den Allrader dennoch nicht halten: Wenigstens 2350 Kilogramm Leergewicht zeigt die Waage. Die wollen angemessen in Schwung gebracht werden. Im ersten Fahrtest meisterten die V6-Diesel die Aufgabe souverän, sieht man einmal davon ab, dass die Umsetzung des Gasbefehls noch eine Idee spontaner erfolgen könnte. Nicht zuletzt ist für diese Frage das Getriebe zuständig, und da wünschte man sich eine alsbaldige Renovierung. Bis Anfang 2012 gibt es keinen sechsten Gang, erst dann wird die betagte Fünfgang-Schaltbox durch eine von der Konkurrenz schon verwendete Achtgang-Automatik ersetzt.

Ist der Schub erst mal da, geht es zügig vorwärts. Der Hersteller verspricht 8,2 Sekunden bis Tempo 100, was eine halbe Sekunde schneller ist, als der große Benziner zu sprinten vermag. Der hat zwar gut 110 PS mehr, aber erst bei 5200 U/min. Der stärkere Diesel dagegen macht 30 Newtonmeter Drehmoment mehr schon ab 1800 U/min locker, da gehen auch 2,3 Tonnen druckvoll auf die Reise. Der Geräuschkomfort ist gut und die dieseltypische Schallkulisse so unterschwellig, dass niemand den Daimler-Diesel von einst vermissen muss. Unabhängig von der Leistungsstufe sollen beide Varianten im Schnitt mit 8,3 Liter Kraftstoff auskommen. Bei der überwiegend in gemütlichem Tempo absolvierten Testfahrt zeigte der Bordcomputer rund neun Liter.

Ein anderes Erbstück aus der vermeintlichen Liebes-Ehe des schwäbisch-amerikanischen Konzerns ist die Plattform der Mercedes M-Klasse, der Jeep nun Karosserie und Antrieb übergestülpt hat. Mit der Bodengruppe erhielt der Grand Cherokee zum ersten Mal Einzelradaufhängung, die sich optional mit einer höhenverstellbaren Luftfederung kombinieren lässt. Denn das sollte man bei aller Behaglichkeit nicht vergessen: Der Grand Cherokee ist ein handfester Naturbursche, der das Klettern nicht verlernt hat.

Video: Der neue Jeep Grand Cherokee