Viele Fahrer sind verunsichert, ob ihr Auto den neuen Kraftstoff E10 verträgt. Im Zweifelsfall lohnt ein Anruf beim Händler oder der Blick ins Internet

Für reichlich Verwirrung bei den Autofahrern sorgt derzeit der neue Kraftstoff "Super E10". Viele Fahrer stehen ratlos an der Tankstelle und wissen nicht, ob ihr Fahrzeug den neuen Sprit verträgt. Super E10 enthält nämlich bis zu zehn Prozent Ethanol. Bei dem Zusatz handelt es sich um einen neuen Kraftstoff, der aus Pflanzen oder biologisch abbaubaren Abfällen gewonnen wird. Allerdings verträgt nicht jedes Kraftfahrzeug mit Ottomotor die neue Spritsorte. Schätzungen zufolge dürfen rund zehn Prozent aller in Deutschland zugelassenen Pkws nicht mit dem Kraftstoff betankt werden.

Das Problem: Ethanol weist andere chemische Eigenschaften auf als Ottokraftstoff. Dies kann, insbesondere in Mischungen mit Benzin, Auswirkungen auf Dichtungsmaterialien und die im Kraftstoffsystem verwendeten Metallbauteile haben. Untersuchungen haben gezeigt, dass Ethanol Aluminium korrodieren lässt. Dies kann zu Undichtigkeiten im Kraftstoffsystem führen mit der Gefahr, dass sich auslaufender Kraftstoff an heißen Bauteilen (Turbolader, Auspuff usw.) entzündet und größere Schäden entstehen.

"Bereits einmaliges Betanken mit E10-Kraftstoffen kann zu vielfältigen Schäden im gesamten Kraftstoffsystem führen", warnt Technik-Experte Greg Boss vom Autohersteller Nissan. Er empfiehlt deshalb, falsch betankte Fahrzeuge nicht mehr zu starten, den Tank vollständig zu entleeren und penibel zu reinigen. "Bei bereits einmal gestarteten Fahrzeugen muss zusätzlich das komplette Kraftstoffsystem gereinigt und gegebenenfalls sogar erneuert werden. Es ist nicht möglich, durch Betanken von Nicht-E10-Kraftstoff oder Hinzufügen spezieller Additive, Schäden zu vermeiden oder zu reduzieren."

Bei Automodellen jüngeren Datums gibt es kaum Probleme. Honda beispielsweise erteilt für alle Fahrzeuge mit Einspritzanlage eine Freigabe. Peugeot etwa erlaubt das Betanken mit E10 für alle nach dem 1. Januar 2000 hergestellten Modelle. Bei Ford vertragen mit Ausnahme des Mittelklässlers Mondeo aus dem Baujahr 2004 bis 2006 mit 96 kW/130 PS starkem Benzin-Direkteinspritzer alle aktuellen Modelle den neuen Kraftstoff.

Dennoch sind Besitzer neuerer Wagen nicht immer auf der sicheren Seite. Alfa Romeo etwa gibt für die meisten Modelle eine generelle E10-Freigabe erst ab dem Baujahr 2008. Bei VW vertragen Fahrzeuge mit FSI-Motoren der ersten Generation keinen E10-Kraftstoff. Das betrifft beispielsweise einzelne Modelle der Golf-Generationen IV und V bis zum Baujahr 2006.

Aber auch bei den Autoherstellern selbst herrscht teilweise noch Unsicherheit über mögliche Spätfolgen der neuen Kraftstoffsorte. Helmut Klein vom ADAC-Technikzentrum: "Wir kriegen immer noch Änderungen mitgeteilt, welche Modelle den neuen Biosprit vertragen und welche nicht." Ein Anruf beim Hersteller oder in der Vertragswerkstatt hilft im Zweifelsfall weiter. Sicherheit bringt auch ein Blick ins Internet: Unter www.dat.de findet sich eine herstellerübergreifende Liste zur E10-Verträglichkeit von Pkws und Motorrädern, bereitgestellt von der Deutschen Automobil Treuhand. Auch der ADAC bietet unter www.adac.de/e10 eine Übersicht an.

E10-Verträglichkeit von Kraftfahrzeugen