BMW will Auto, Fahrer und Umwelt besser vernetzen. Dafür haben die Bayern eine Roadster-Studie mit der Technik von morgen entworfen.

Nein, das ist nicht der Nachfolger des Z1 und leider auch nicht der nächste Z8. Der Roadster, den BMW im März auf dem Genfer Autosalon ins Rampenlicht rückt, bleibt erklärtermaßen ein Einzelstück. Er ist nicht viel mehr als die schmucke Verpackung für ein Technologiekonzept, das die Bayern "Connected Drive" nennen und dem sie mit der Studie ein Gesicht geben wollen. "Connected Drive" steht bei BMW für die Vernetzung von Fahrzeug, Fahrer und Umwelt und gilt den Ingenieuren als genauso wichtig wie ihre Sprit-Spar-Strategie. Denn wenn Fahrspaß auf immer volleren Straßen zunehmend in Bedrängnis gerät, müssen die Autos neben der Freude am Fahren noch ein paar andere Qualitäten bieten, begründen die Bayern die elektronische Aufrüstung.

Dabei setzten sie auf die Vernetzung verschiedener Fahrzeuge, auf den permanenten Datenaustausch mit der Infrastruktur sowie einen dauerhaften Informationsfluss zwischen dem Auto und der ominösen "Cloud", einer Wolke, in der wie in einem virtuellen Internet permanent alles für den Fahrer Wissenswerte aufbereitet wird. Eine Kommunikation von Auto zum Auto etwa ermöglicht völlig neue Assistenzsysteme. So weiß der Wagen, wann welche Ampeln rot oder grün sind und kann vorhersagen, ob sich ein anderes Fahrzeug auf Kollisionskurs befindet.

Die komplette Integration des Mobiltelefons erübrigt die Zieleingabe, weil sich die Elektronik alle Informationen aus dem gespeicherten Terminkalender holt, nebenbei noch Mails vorliest und sich Kurznachrichten diktieren lässt. Selbst der Sozius fährt durch eine schöne neue Welt, wenn er mit einem Fingerzeig den ansonsten unsichtbaren Monitor in der Mittelkonsole aktiviert und seinen Web-Browser startet. Er übermittelt ganz nach individuellem Geschmack sortiert touristische Informationen zur Umgebung, bucht Kinokarten, kennt den Spielplan des Theaters und holt sogar die Lieblingsmusik aus der Stammkneipe ins Auto.

Dafür brauchen die Entwickler allerdings nicht nur stabile Datenverbindungen, offene Schnittstellen und jemanden, der ihnen alle nötigen Informationen aufbereitet, sondern auch ein komplett neues Anzeige- und Bedienkonzept. Wie diese Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine einmal aussehen könnte, kann man in der Studie ebenfalls schon sehen: Die Darstellung der Instrumente kann der Fahrer selbst konfigurieren, weil im Cockpit nur noch ein großer Monitor steckt, der Beifahrer bekommt seinen eigenen Bildschirm. Das "Head-up-Display", das Informationen auf die Frontscheibe spiegelt, kann nun sogar dreidimensionale Projektionen darstellen, die fotorealistische Bilder zeigen.

Weil elektronische Errungenschaften für gewöhnlich ziemlich unspektakulär anzusehen und noch schwerer zu erklären sind, haben die Forscher zusammen mit ihren Designkollegen tief in die Trickkiste gegriffen. Deshalb entstand nicht nur der leidenschaftliche Roadster mit dem luftigen Design. Daneben gibt es auch ein faszinierendes Farbenspiel, das die einzelnen Ebenen von Connected Drive mit eigenen Lightshows illustriert. Geht es um das Fahrzeug als Ganzes und die Vernetzung mit der Umwelt, schimmern die Lichtleiter entlang der äußeren Kanten in Grün. Wenn sich das System um die Unterhaltung und Information von Fahrer und Beifahrer kümmert, sind die Passagiere von einem blauen Lichtring umschlossen. Sobald originäre Fahr- und Sicherheitsfunktionen in den Vordergrund rücken, wird der Fahrer zumindest symbolisch durch eine orange Leuchtschleife eins mit seinem Wagen.

Zwar hat selbst bei BMW keiner die Hoffnung, dass es den Roadster einmal in Serie geben wird. Doch das Elektronik- und Infotainment-Konzept ist mehr als eine Spielerei, sagt ein Insider aus der Münchner Entwicklungsabteilung. "Vieles davon wird kommen. Und zwar schneller, als manche glauben."