Nissan zeigt auf dem Genfer Autosalon eine futuristische Sportwagen-Studie mit Elektromotor

Nissan hat für das Elektroauto Leaf viele Lorbeeren gesammelt. Zu Recht. Schließlich ist der japanische Fünfsitzer der erste familientaugliche Stromer aus der Großserie, den man ganz regulär beim Händler kaufen kann. Doch bei allem Lob für die saubere und mutige Umsetzung - für Lust und Leidenschaft hat es nicht mehr gereicht. Denn die Fahrleistungen sind allenfalls durchschnittlich, und das Design ist nicht vom Streben nach Schönheit, sondern vom Windkanal diktiert.

Dass sie auch anders können, beweisen die Japaner jetzt auf dem Genfer Autosalon. Dort entdecken sie den sauberen Sportsgeist und ziehen das Tuch von der messerscharfen Studie "Esflow". Gezeichnet wie die übernächste Generation des Sportwagens 370Z bietet der Zweisitzer alles, was dem Leaf noch fehlen mag: Mit langer Haube, spitzer Schnauze und weit ausgestellten Kotflügeln weckt er Begehrlichkeit, und mit zwei sportlichen Ledersitzen und goldenem Samtbezug im Innenraum verspricht er jene Noblesse, die im Leaf mit Blick auf die Preise billigen Kunststoffen weichen musste. Außerdem adelt er den Fahrer zum Piloten, weil man eins wird mit der Maschine und dank der weit herumgezogenen Frontscheibe einen Ausblick genießt wie durch das Visier eines Schutzhelmes.

Die Fahrleistungen halten, was das Design verspricht. Zwar schweigt sich Nissan zu den exakten Daten noch aus. Doch weil der Esflow wegen eines Aluminium-Chassis vergleichsweise leicht sein dürfte und an der Hinterachse gleich zwei Elektromotoren arbeiten, soll er den Sprint auf Tempo 100 in weniger als fünf Sekunden schaffen. Zum schnellen Spurtvermögen gesellt sich ein ausgesprochen agiles Fahrverhalten. Schließlich ist durch die im ganzen Wagen verteilten Akkupakete nicht nur das Gewicht gut ausbalanciert. Außerdem wird jeder Elektromotor einzeln angesteuert, so lässt sich auch das Drehmoment völlig variabel verteilen. Die Fahrt mit dem Esflow ist zwar ein schnelles, aber nicht unbedingt ein kurzes Vergnügen: Immerhin verspricht Nissan für die Lithium-Ionen-Akkus eine Reichweite von 240 Kilometern.

Offiziell ist der Esflow nur eine Studie, mit der die Japaner ein wenig Vergnügen in die Welt der Vernunft bringen wollen. Doch so ganz ohne Hintersinn hat Nissan den Sportwagen nicht entworfen. Chefstratege Francois Bancon hat bereits weitere Elektromodelle angekündigt: "Der Leaf ist nur der Anfang", sagt er und stellt daneben bis 2014 noch einen elektrischen Lieferwagen, einen sportlich-luxuriösen Kleinwagen für die noble Schwestermarke Infiniti sowie ein viertes Fahrzeug in Aussicht, das ähnlich unkonventionell ausfällt wie der Nissan Juke. Gut möglich, dass der Esflow bereits einen ersten Hinweis darauf gibt.