Der Peugeot 508 ersetzt die bisherigen Modelle 607 und 407. Limousine und Kombi sollen ab März in der Mittelklasse punkten.

Für Frankreichs Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy mag es eine schwere Prüfung werden, doch andere Peugeot-Kunden wird es freuen: Die Löwenmarke streicht ihr Flaggschiff und wertet stattdessen die Mittelklasse auf. Als gemeinsamen Ersatz für den zumindest hierzulande kaum wahrgenommenen 607 und den weit hinter den Erwartungen zurückgebliebenen Passat-Konkurrenten 407 bringen die Franzosen deshalb jetzt den 508 in die Stellung. Zurückhaltender gezeichnet, dafür aber größer, stärker und sparsamer als der 407 geht der Hoffnungsträger für die neue Mitte am 12. März in den Handel.

Während sich das Format mit fast zehn Zentimetern mehr Radstand und Länge spürbar am größeren 607 orientiert, liegen die Preise näher am 407. Knapp kalkulierte 23 050 Euro rufen die Franzosen für das sehr ordentlich ausgestattete Einstiegsmodell der Limousine auf. Und wer - wie zuletzt immerhin 80 Prozent der deutschen Kunden - lieber den Kombi will, zahlt exakt 1050 Euro Aufschlag.

Platz ist in beiden Modellen reichlich: Weil der Radstand auf 2,82 Meter wächst und der 508 nur eine Handbreit unter der Fünf-Meter-Marke bleibt, kann man nicht nur vorne ausgezeichnet sitzen. Auch der Fond taugt nun für Erwachsene. Und das Kofferraumvolumen ist, wie es sich für ein Mittelklasse-Modell gehört - stattlich. Die 4,79 Meter lange Limousine kann 515 Liter schlucken, und in den Kombi gehen mindestens 560 Liter hinein. Lässt man mit dem kleinen Finger die Rücklehne nach vorne fallen, wächst der Stauraum auf 1598 Liter. Das ist kein Rekordwert, aber allemal genug für den Familienurlaub.

Außerdem gibt es als pfiffiges Detail für beide Varianten einen Ladeboden, der auch als Raumteiler fungiert, und darunter ein zusätzliches Staufach im Souterrain. Schade nur, dass die Fantasie der Interieur-Entwickler nicht weiter nach vorne gereicht hat. Denn vor allem in der ersten Reihe fehlt es eklatant an praktischen Ablagen: Schon den Funkschlüssel des Fahrzeugs wird man nirgends los, vom Handy ganz zu schweigen.

Überhaupt waren Kreativität und Einfallsreichtum beim 508 diesmal offenbar nicht so sehr gefragt. Stattdessen wurde das Auto mit auffällig deutschen Tugenden entwickelt: grundsolide, vornehm in der Materialauswahl und penibel in der Verarbeitung, aber dafür leider auch ziemlich nüchtern und fad im Design. Vorbei die Zeiten eines mutig aufgerissenen Kühlergrills und passé die riesigen Scheinwerfer, die so groß und schillernd waren wie Straßenlampen. Jetzt wirkt der 508 klar und kräftig, vornehm und aus jeder Perspektive im Lot - aber vergleichsweise verwechselbar. Die Front ist eine Mischung aus Ford und Jaguar, und im Heck - vor allem des Kombis - findet man viel Mercedes E-Klasse wieder.

Vom Geist der neuen Zeit zeugt auch das Motorenprogramm. Prestigeträchtige, aber teure und schluckfreudige Sechszylinder haben die Franzosen gestrichen und setzen stattdessen auf nur zwei Benziner mit 1,6 Liter Hubraum und 120 oder 156 PS sowie gleich vier Diesel, die bei 1,6 oder 2,2 Liter Hubraum eine Spanne von 112 bis 204 PS abdecken. Sportlichen Fahrern sei dabei der stärkste HDi-Motor empfohlen, den Peugeot automatisch auch mit einem strammeren Fahrwerk koppelt. Wo die anderen Modelle gutmütig und komfortabel federn, zeigt der Löwe dann ein wenig die Krallen und nagt etwas schärfer am Asphalt. Akustisch sanft wie Samt und Seide, aber mit maximal 450 Newtonmeter Drehmoment ausgesprochen antrittsstark, beschleunigt der Vierzylinder den Wagen in 8,2 Sekunden auf Tempo 100 und hält mit maximal 234 km/h lange auf der linken Spur mit. Dabei verbraucht er nur 5,7 Liter und fährt deshalb noch weiter, wenn viele Konkurrenten bereits an der Tankstelle stehen.

Der ganze Stolz der Franzosen ist aber der Basisdiesel als e-HDi. Dann nämlich koppeln die Ingenieure den 112-PS-Motor mit ihrer ersten Start-Stopp-Automatik. Sie spart in der Praxis bis zu 15 Prozent und auf dem Prüfstand immerhin 0,3 Liter. So kommt der 508 bestenfalls auf einen Verbrauch von 4,4 Litern, der später im Jahr mit einer aktiven Luftklappensteuerung noch einmal etwas sinken soll. Aber das ist nur der Anfang: 2012 bringt Peugeot als erster in dieser Klasse einen Diesel-Hybrid mit 200 PS und einer elektrisch angetriebenen Hinterachse. Der Wagen glänzt nicht nur mit einem Rekordverbrauch von 3,7 Litern, sondern kann obendrein auch ein paar Kilometer ausschließlich elektrisch fahren.