Der Jaguar XJ 3.0 Diesel im Praxistest

Mit Großkatzen sollte man immer respektvoll umgehen. Denn selbst wenn sie sanft vor sich hinschnurren, genügt oft ein kleiner Impuls, um sie in Wallung zu versetzen. So ähnlich ist es auch beim Jaguar XJ, jener Limousine, die 2010 in neuem Look auf den Markt kam und so die langjährige Designtradition bei den Briten beendete. Bestückt mit einem 275 PS starken V6-Biturbo-Diesel, kann dieses riesengroße Kätzchen aus dem Stand in 6,9 Sekunden Tempo 100 erreichen, maximal sind 250 km/h drin. Dass zugleich - bei moderater Fahrweise - nur 7,5 Liter als Testverbrauch zu notieren sind, ist da durchaus eine angenehme Überraschung.

Statt barocker Linien in zigfach neu interpretierten Varianten prägen nun eine sehr flache Silhouette, ein ziemlich langes Schrägheck und insgesamt sehr edles Techno-Design den großen Jaguar. Auch innen hat sich der XJ gewandelt, aus dem tradierten Briten ist unter der Regie des neuen indischen Eigentümers Tata ein moderner Weltenbummler geworden. Zwar gibt es fürs Ambiente noch reichlich edles Leder, Holz, Chrom und Oberflächen mit Klavierlack, doch spätestens das volldigitale Display, das Rundinstrumente nur noch simuliert, verrät den neuen Zeitgeist. Und wer den Wählhebel der Automatik sucht, erlebt als kleine Überraschung, dass es sich nun um einen runden Drehknopf handelt, der erst nach dem Startvorgang aus der Mittelkonsole emporsteigt. Leider erschließen sich nicht alle Einstellungsmöglichkeiten dem Fahrer sofort, das Navigationssystem zum Beispiel mit dem nur träge reagierenden Touchscreen gilt in Fachkreisen nicht als sonderlich großer Wurf.

Wer ein paar Tage Zeit hat, sich an den neuen XJ zu gewöhnen, verfängt bald seinem luxuriösen Charme. Nur hin und wieder getrübt von kleinen, vor allem bei Frost auftretenden Knister- und Knarzgeräuschen am Dachhimmel und an der Heckklappe sowie einer Sitzheizung, die recht lange braucht, um auf Temperaturen zu kommen, kann man als Fahrer entspannt und gelassen über die Straßen gleiten, wobei Autobahnen und Landstraßen bevorzugtes Terrain bleiben. Für den Stadtverkehr ist die Kombination aus 5,12 Metern Fahrzeuglänge (5,25 Metern bei langem Radstand) und schlechter Rundumsicht dagegen nicht so gemacht.

Preise und Ausstattung

Für 78 800 Euro bekommt man den Jaguar XJ als 275 PS starken Diesel. Die Grundausstattung ist umfangreich, enthält Lederpolster. Noch mehr bieten die Versionen "Premium Luxury" (83 300 Euro), "Portfolio" (90 800 Euro) und "Supersport" (106 100 Euro).