Kompaktklasse: Im Frühjahr geht der neue Ford Focus in den Verkauf - mit sportlichem Design, sparsameren Motoren und selbstbewusstem Preis.

Hamburg. Ford nimmt einen neuen Anlauf in der Kompaktklasse. Zwar wollen die Kölner den Golf in Deutschland gar nicht vom Thron stoßen; doch wenn sie im März die dritte Generation des Focus an den Start bringen, dann werden sie das Segment in Europa zumindest ein wenig aufmischen und überall sonst auf dem Globus wohl am Wolfsburger vorbeiziehen. Zum ersten Mal als echtes Weltauto geplant, soll der Wagen an mehreren Standorten gebaut und in mehr als 120 Ländern verkauft werden. Und weil es mindestens zehn Varianten geben wird, kalkuliert Ford mit rund zwei Millionen Fahrzeugen im Jahr.

Dabei kommt der Focus dem Golf näher als je zuvor: Ford hat die Stärken des aktuellen Modells weiterentwickelt und das wohl beste Fahrwerk in dieser Klasse zu bieten, das jede Kurve zum Genuss macht und trotzdem langstreckentauglich und familienfreundlich bleibt. Außerdem finden sich endlich auch moderne Motoren im Angebot. Obendrein hat man mehr Assistenzsysteme zu bieten als viele andere Hersteller in ihrem Topmodell.

So kann der Neuling automatisch die Fahrspur halten, Verkehrszeichen lesen, vor Müdigkeit warnen, den Abstand zum Vordermann kontrollieren und im Stadtverkehr mit einer elektronisch gesteuerten Notbremsung Auffahrunfälle entweder vermeiden oder zumindest drastisch entschärfen. Ach ja: Alleine Einparken, per Videoauge nach hinten schauen und ohne Schlüssel starten kann er natürlich auch.

Zu Beginn gibt es den Focus nur als Fünftürer, der etwas sportlicher als sein Vorgänger geschnitten wurde. Er ist knapp zwei Zentimeter flacher, etwas schmaler und nur wenige Millimeter länger als früher. Trotz besserer Ausstattung und stabilerer Karosse wiegt der neue Focus deshalb nicht mehr als der alte. An Platz herrscht kein Mangel: Vorn kann man bequem sitzen, selbst die Rückbank taugt auf Kurzstrecken auch für zwei Erwachsene, und der Kofferraum fasst immerhin 363 Liter. Dabei hat man auf allen Plätzen genügend Kopffreiheit und zu viert wird es auch um die Schultern nicht zu eng. Nur vorn reibt die breite Mittelkonsole lästig oft an den Knien. Nach dem Fünftürer debütiert noch im Frühjahr eine eher sportlich gezeichnete Limousine (ab 18 350 Euro) und als wichtigstes Modell für die Europäer der Kombi. Er kostet mindestens 18 600 Euro und bietet 490 bis 1516 Liter Stauraum.

Unter der Haube geht die Modernisierung weiter: Denn auch im Focus halten nun die ersten EcoBoost-Motoren mit Aufladung und Direkteinspritzung Einzug. 1,6 Liter Hubraum reichen so für bis zu 182 PS und damit für Fahrleistungen beinahe auf GTI-Niveau. Daneben gibt es drei weitere Benziner mit 1,6 oder 2,0 Liter Hubraum und 105 bis 150 PS sowie vier Diesel, die ein Spektrum von 95 bis 163 PS abdecken. Start-Stopp-Automatik, Energierückgewinnung, Doppelkupplungsgetriebe und variabler Kühllufteinlass zügeln den Spritdurst. Der sparsamste Benziner ist mit 6,0 Litern zufrieden, beim Selbstzünder sind es 4,2 Liter.

"Der Focus vereint alle Stärken unseres Unternehmens in sich", sagt Europa-Chef Stephen Odell selbstbewusst. Das schlägt sich allerdings auch im Kaufpreis nieder, der alles andere als ein Schnäppchen ist. Weil die Kölner technisch mit dem Golf gleichgezogen haben, gehen sie auch an der Kasse auf Augenhöhe und verlangen für das Einstiegsmodell 17 850 Euro - mit Stahlfelgen und ohne Klimaanlage. Für Eroberungen ist das nicht gerade die beste Ausgangsposition - zumal die allermeisten innovativen Extras auch noch an die gehobenen Ausstattungsniveaus gekoppelt sind.

Beim Design geht Ford ganz neue Wege und macht den Focus zum provokanten Sportler mit starkem Charakter. Davon zeugen nicht nur die scharfen Kanten der Karosse, sondern vor allem das mutige Innenleben. Das wird dominiert von einem Cockpit, das stark dem Fahrer zugeneigt wurde und mit mutigen Formen ein wenig Lust in die Langeweile der Golf-Klasse bringt. Auch wenn die eckigen Hutzen über den Instrumenten manchem Kunden zu verspielt sein werden, nicht jeder die Animation auf dem Bildschirm zwischen Tacho und Drehzahlmesser mag und zwei Dutzend Schalter auf dem Lenkrad vielleicht ein wenig viel sind - aus jeder Pore spricht nur eine Botschaft: Adieu, Tristesse. Wie ernst es die Kölner damit meinen, zeigt nicht zuletzt ein kleiner Schalter vor dem Innenspiegel, mit dem man die Ambientebeleuchtung regulieren kann. Dann leuchtet der Focus innen in allen Farben des Regenbogens.