Volkswagen bietet den neuen US-Passat zum Kampfpreis an. Ein günstiges Geschäft auch für deutsche Kunden?

Eigens für Amerika entwickelt und im US-Werk in Chattanooga gebaut, soll der neue VW Passat dafür sorgen, die dortigen Verkaufszahlen in den nächsten Jahren kräftig zu steigern. Eine Handbreit länger als das europäische Modell und deutlich preiswerter, weckt der Wagen allerdings nicht nur in New York oder Miami Begehrlichkeiten. Zwar ist dieser Passat ganz explizit auf die US-Kunden zugeschnitten und wird von VW auch ausschließlich in Amerika verkauft. Doch bei einem Listenpreis von rund 20 000 Dollar (etwa 16 000 Euro) werden auch viele VW-Kunden in Deutschland hellhörig und könnten auf die Idee kommen, das Fahrzeug nach seinem Händlerstart im Spätsommer aus Übersee zu importieren.

Auf den ersten Blick erscheint das vielleicht ein gutes Geschäft. Denn der US-Passat ist mit 4,87 Metern eine wahrhaft stattliche Erscheinung, überragt seinen europäischen Vetter um gut zehn Zentimeter und bietet mit 2,80 Meter Radstand innen entsprechend mehr Platz. Auf den zweiten Blick jedoch erkennt zumindest der verwöhnte deutsche VW-Kunde, wo die Wolfsburger bei ihrem US-Mittelklassemodell gespart haben. Zwar gehören unter anderem das Stabilitätssystem ESP und sechs Airbags, elektrische Fensterheber, Klimaanlage, Tempomat und das in Nordamerika obligatorische Reifendruck-Kontrollsystem bei allen Modellen zur Serienausstattung.

Aber mit der viel gelobten Materialanmutung, die man bei uns sogar im Polo genießen kann, ist es beim US-Modell nicht ganz so weit her. Auch wenn alle Konsolen sauber eingepasst sind und jedes Detail präzise verarbeitet wurde, sitzt man eben doch auf Kunstleder und streicht mit den Händen über billigere Oberflächen. Und die beiden zur Wahl stehenden Benzinmotoren sind eher auf den amerikanischen Geschmack abgestimmt: ein 170 PS starkes Fünfzylinder-Aggregat mit 2,5 Liter Hubraum sowie ein 280 PS leistender 3,6-Liter-Sechszylinder.

Ohnehin raten Experten vom Import des US-Passat nach Deutschland ab, weil der Preisvorteil auf dem Weg über den Atlantik deutlich zusammenschmelzen würde: Zum Kaufpreis von 20 000 Dollar kommen in Amerika noch die US-Steuern und die Überführungskosten, sodass man in der Regel bei mindestens 25 000 Dollar ist, rechnet Volkswagen-Sprecher Christian Buhlmann vor. Dann fallen noch einmal etwa 1000 Dollar für die Seefracht an, der Zoll verlangt zehn Prozent für die Einfuhr und das Finanzamt 19 Prozent für die Umsatzsteuer.

Zwar ist der US-Passat selbst dann noch billiger als das EU-Modell, das in Deutschland als Benziner-Basismodell mit 122-PS-Motor bei 24 425 Euro startet; doch muss man dann auch noch mit dem TÜV über die Zulassung streiten und ein paar technische Kompromisse hinnehmen. Die dort verbaute Navigation zum Beispiel funktioniert auf europäischen Straßen gar nicht, die Scheinwerfer müssen umgerüstet werden und die US-Reifen sind nur bis umgerechnet 190 km/h freigegeben.

Auch bei eventuell notwendigen Reparaturen dürfte es schwierig werden, gibt VW-Sprecher Buhlmann zu bedenken: Motorteile haben die VW-Händler zwar vielleicht noch vorrätig, weil die Aggregate auch in einigen EU-Modellen zum Einsatz kommen. Aber bis nach einem Parkrempler ein neuer Kotflügel oder ein Blinkerglas aus Amerika geschippert kommt, kann es schon mal ein paar Wochen dauern. Das alles entscheidende Argument gegen den US-Import ist allerdings ein anderes: Während der Passat von der deutschen Kundschaft fast ausschließlich als Kombi gekauft wird, gibt es ihn in Amerika nur als Limousine.

Generell allerdings lässt sich beim Kauf von US-Importen aber mancher Euro sparen, wie eine aktuelle Übersicht der Zeitschrift "Auto Bild" zeigt. Bei identisch ausgestatteten Fahrzeugen ergaben sich teilweise fünfstellige Preisunterschiede zwischen dem Importpreis (inklusive aller Zusatzkosten) und dem in Deutschland gültigen Listenpreis (inklusive Überführung). Beim Porsche Cayenne Turbo etwa liegen rund 16 000 Euro zwischen Importpreis (100 240 Euro) und dem ausstattungsbereinigten hiesigem Listenpreis (116 330 Euro). Beim Nissan Murano 3.5 kann man mit dem Importfahrzeug mehr als 28 Prozent sparen, beim BMW X3 sind es 24,3 Prozent und beim Jeep Grand Cherokee 22,4 Prozent.