Ausgemusterte Taxis werden oft nach Osteuropa weitergereicht. Einige landen aber auf dem hiesigen Gebrauchtwagenmarkt.

Hamburg. Taxis sind echte Dauerläufer, die teilweise die Millionenmarke an gefahrenen Kilometern knacken. Dennoch galten sie lange auch als gute und vor allem billige Gebrauchte. Gelegentlich tauchen ausgemusterte Fahrzeuge auf privaten Automärkten auf. Allerdings ist es gar nicht so einfach, an ein Ex-Taxi heranzukommen - und es ist auch nicht uneingeschränkt zu empfehlen.

Mehr als 50 000 Taxis sind in Deutschland unterwegs. Rund 10 000 Kilometer legt ein gut gebuchtes Taxi jeden Monat zurück, im Extremfall läuft der Wagen 24 Stunden am Tag. Wann eine Kraftdroschke aussortiert wird, ist unterschiedlich: "Die meisten Unternehmer stoßen ihre Taxis nach zwei bis vier Jahren wieder ab", sagt Dirk Holl, Vorsitzender des Taxiverbands Deutschland (TVD). Andere, die laut Holl nur "einen oder zwei Wagen laufen haben", fahren diese auch länger. In der Regel jedoch würden die Autos nach Ablauf der Gewährleistung durch neue ersetzt - bei Mercedes beispielsweise sind dies 30 Monate. "Bei den modernen Autos kann man ja kaum noch etwas selber reparieren", argumentiert Holl.

Wegen der hohen Laufleistung ist auch ein junges, ausrangiertes Taximodell noch lange kein lohnender Gebrauchter: Kaum ein Autohändler will die gesetzlich vorgeschriebene Gewährleistung von mindestens einem Jahr übernehmen und bietet Taxis deshalb oft gar nicht erst an. Nach Auskunft von Ralf Kiefer aus Bühl, der mit ehemaligen Taxis und Mietwagen handelt, liegt die Grenze bei 150 000 Kilometern. Und die sind bei einem Taxi oft schon nach einem Jahr erreicht. "Das Risiko von Reklamationen ist einfach zu hoch, und die Garantieversicherung wäre viel zu teuer", so Kiefer. Gebrauchte Taxis verkauft er fast ausschließlich nach Osteuropa. Dort würden die gut ausgestatteten Autos gern genommen.

Ist der Gesamtzustand eines Fahrzeugs in Ordnung, können Kiefer zufolge noch zwischen 30 und 40 Prozent des Neuwagenpreises erzielt werden - unter einer Voraussetzung: Die Autos sind nicht im typischen Hellelfenbein lackiert, sondern nur mit Folien in dieser Farbe beklebt. Das Überkleben der eigentlichen Lackfarbe ist im Taxigewerbe umstritten. Taxiunternehmer Michael Much hält nichts davon. Reparaturen an der Karosserie seien dadurch immer aufwendiger und kostspieliger, "denn nach dem Lackieren muss ja auch noch eine neue Folie drauf", argumentiert er. Folieren statt lackieren - das mache nur Sinn, wenn klar ist, dass ein Taxi später ins Ausland geht oder als Privatwagen weiterläuft. Letzteres sei hierzulande nur selten der Fall.

Der Marktbeobachter Deutsche Automobil Treuhand (DAT) bestätigt, dass ein privater Markt für gebrauchte Taxis in Deutschland im Grunde nicht existiert: Bei der DAT werden Taxis gar nicht erfasst. Ähnlich sieht es bei Eurotax-Schwacke aus: Der Branchendienstmitarbeiter Thomas Clausing bewertet Taxis meist nur, wenn im Schadensfall eine Versicherung den Zeitwert benötigt. Der sei meist deutlich niedriger als bei Privatfahrzeugen, "denn bei Taxis ist ganz klar die Kilometerleistung das Hauptkriterium", so Clausing. Gelangt doch einmal eine ausrangierte Droschke in den freien Verkauf, rät der ADAC entsprechend zur Vorsicht. "In jedem Fall muss die Sondernutzung im Kaufvertrag mit angegeben sein", sagt Sprecher Andreas Hölzel.

Im Nachhinein sei es jedoch schwierig zu beurteilen, wie mit dem Auto umgegangen wurde und ob es ein Stadttaxi mit vielen Kurzstrecken war, was den Motor deutlich stärker beansprucht. Eine gründliche Durchsicht ist daher auf jeden Fall Pflicht. Betrüger machen sich mitunter zunutze, dass Taxis heute nicht mehr zwangsläufig in Hellelfenbein lackiert sein müssen: Scheiden andersfarbige Fahrzeuge aus dem Taxidienst aus, verschweigen sie die wahre Herkunft und bieten die Autos als "normale Gebrauchte" an. Häufig werden dann auch die Tachostände manipuliert und "zurückgedreht". Wenn der Kilometerstand niedrig und die Abnutzung im Innenraum eines Gebrauchten hoch ist, sollten deshalb bei Kunden die Alarmglocken klingeln.

Weit mehr als 10 000 neue Taxis werden jedes Jahr zugelassen. Mercedes setzt mit rund 6000 Fahrzeugen die meisten ab, "VW ist Daimler aber dicht auf den Fersen", weiß Dirk Holl. Da die Anzahl der Taxikonzessionen insgesamt stabil bis leicht rückläufig ist, werden jedes Jahr einige Tausend Fahrzeuge ausrangiert. Nur die wenigsten Exemplare davon haben eine Zukunft als Privatwagen in Deutschland - der Großteil wird auch weiterhin nach Osteuropa gehen, glaubt Autohändler Kiefer. Besonders für Limousinen gibt es dort laut Holl einen guten Markt. Die meist deutlich teureren Kombis seien hingegen weniger gefragt.