Eine Glosse von Daniela Pemöller

Hamburg. Weihnachten in Hamburg. Während die Kinder unterm Tannenbaum fröhlich mit ihren Geschenken spielen, steht ein Auto einsam und verlassen in einem dunklen, kalten Parkhaus in der Mundsburg. Seit 14 Jahren parkt der rote Mercedes 280 GE schon da.

14 traurige Weihnachten voll sehnsüchtigen Wartens. Viele Menschen hat er kommen und gehen sehen. Nur einer kam nie: sein Besitzer. Der kleinkriminelle Norweger hatte sich nämlich längst abgesetzt. Es war ihm egal, was aus seinem kranken Freund wird. Und krank war er, der geduldige Geländewagen. Motor kaputt, Getriebe im Eimer, Kolben defekt und Federn gebrochen - lautet die Bilanz. Ja, wer will einen so zugerichteten Totalschaden haben? Polizei und Parkhaus-Besitzer jedenfalls nicht.

Die gute Nachricht ist: Es gibt sie noch, die lieben Engel. In dieser Geschichte tragen sie Blaumann und Schraubenschlüssel. Ein Werkstattmeister und seine Jungs wollen sich des ramponierten Offroaders annehmen. Doch da wir in Deutschland leben, ist das gar nicht so einfach. Ohne Papiere geht in der Zulassungsstelle nämlich mal gar nichts. Ein solcher Fall sei, so hört man, im Landesbetrieb Verkehr nicht vorgesehen und könne deswegen, typisch deutsch, auch nicht bearbeitet werden. Das Fundbüro winkt ebenfalls ab. "Nur was unwissentlich verloren geht, kann als Fundsache deklariert werden" heißt es dort. Vielleicht, so eine Idee, leidet der Norweger ja an Amnesie. Dann könnte das mit der Fundsache klappen. Für den Fall, dass der Gauner sein Gedächtnis zurückerlangt und das Auto einfordert, müsste er erst mal die rund 15 000 Euro ausstehenden Parkgebühren berappen. Noch steht es in den Sternen, wie diese Geschichte ausgeht.

Aber liebe Zulassungsstelle: Es ist doch Weihnachten. Und da passieren ja manchmal Wunder.

+++ Zum Nachlesen: Das Postskriptum rund ums Auto +++