Mercedes-Lehrlinge haben eine serienmäßige B-Klasse zur Hochleistungslimousine umgebaut

Sie brüllt so laut wie ein Supersportwagen und fährt jeden GTI in Grund und Boden - denn was die Auszubildenden im Mercedes-Werk Rastatt aus der B-Klasse gemacht haben, hat mit dem Serien-Benz bis auf die Form und den Namen nicht mehr viel gemein. "Der Werksleiter hat uns um ein ganz besonderes Auto gebeten - und genau das haben wir ihm gebaut", sagt Ausbildungs-Meister Andreas Würz und lenkt den Blick auf eine unschuldig weiß lackierte B-Klasse mit dem verdächtigen Typenkürzel "B 55".

Das trägt der Wagen nicht ohne Grund - schließlich steckt unter der kurzen Haube tatsächlich ein 5,5 Liter großer V8-Motor mit 388 PS. Was selbst die Entwickler in Sindelfingen nicht für möglich hielten, haben die rund zwei Dutzend angehenden Kfz-Mechatroniker und Fertigungsmechaniker in nur acht Monaten geschafft: Aus dem Serienmodell mit dem gutmütigen Fahrverhalten und der hohen Sitzposition ist ein heißblütiger Sportwagen geworden. Dabei ist der B 55 der absolute Wolf im Schafspelz. Weil die Lehrlinge die gesamte Technik - Motor und Getriebe aus der S-Klasse, die Hinterachse aus einer E-Klasse und die Bremsen aus einem alten C 32 AMG in die Serienkarosse gequetscht haben, weist nichts auf die Kraftkur hin. Nur die beiden mittig montierten Endrohre, 255er Breitreifen und die schwarzen Scheinwerfer verraten dem Kenner: Hier stimmt was nicht! Und einen neuen Tacho gibt es natürlich auch - bis Tempo 300!

Spektakulär ist der Blick unter die Motorhaube: Wo vor dem Umbau ursprünglich mal der 140 PS starke Diesel aus dem B 200 CDI röchelte, röhrt jetzt der Achtzylinder aus der letzten E- und S-Klasse. Mit Siebengang-Automatik und Heckantrieb schießt das kompakte Kraftpaket in 5,2 Sekunden auf Tempo 100 und würde danach bis 270 Sachen weiterstürmen, wenn es nicht elektronisch eingebremst würde.

Projektleiter Andreas Würz muss die Schnellfahrer in der Kompaktklasse enttäuschen: "Der B 55 bleibt ein absolutes Einzelstück." Aber wenn's jemand nachbauen möchte, verrät die Lehrwerkstatt gern ein paar Tricks. "Billig wäre das Vergnügen allerdings nicht", sagt der Ausbilder: "Unter 100 000 Euro ist wohl nichts zu machen."