Mit dem Mitsubishi i-MiEV kommt jetzt das erste in Großserie gefertigte Elektroauto auf den deutschen Markt

Zugegeben: Bei diesem Auto gilt des Interesse des Fahrers weniger der Tachoanzeige als dem Ladestand der Batterie. Bei Mitsubishi hat man dafür den Begriff "Reichweiten-Angst" erfunden. Die ist nicht ganz unbegründet, denn Distanzen "normaler" Fahrzeuge sind mit diesem Wagen nicht annähernd zu erreichen. Kein Wunder, denn der kleine Viertürer mit dem spröden Namen i-MiEV verlässt sich allein auf die Speicherkraft seiner im Wagenboden platzierten Akkus. Bis zu 100 Kilometer Strecke soll das neue Elektroauto der Japaner im Praxisbetrieb schaffen - dann hilft nur die nächste Steckdose weiter. Während viele Autohersteller noch am abgasfreien Mobil experimentieren, rollt Mitsubishi sein Zukunftsmodell dieser Tage schon zu den Händlern. Wer dort 34 390 Euro auf den Tisch legt, erkauft sich auch das gute Gewissen, den Umweltschutz mit jedem Kilometer zu fördern.

Der kleine Stromer kommt im schlichten, aerodynamisch günstigen Blechkleid und auf schmalen Reifen daher. Bei einer Länge von 3,48 Metern bietet er genügend Beinfreiheit auf allen vier Plätzen. Das Gepäckvolumen von 227 Litern (reicht auch für größere Einkäufe) lässt sich beim Umklappen der Rücksitzlehnen auf maximal 860 Liter erweitern. Mit seinem Wendekreis von nur neun Metern ist der Viertürer ideal für die Stadt. Nach einer Aufpreisliste fahndet der Kunde vergeblich, es wird nämlich nur eine i-MiEV-Version angeboten. Die verwöhnt auf dem Komfortsektor u. a. mit Klimaanlage, elektrischen Fensterhebern und Lichtsensor. Sechs Airbags, ESP, Traktionskontrolle und Bremsassistent sorgen für Sicherheit. Eher mäßig fällt leider die Qualität der im Innenraum verwendeten Materialien aus.

Angetrieben wird der Cityflitzer von dem im Heck untergebrachten Elektromotor mit 49 kW/67 PS Leistung. Als Stromspeicher dient das von einem Metallrahmen geschützte Lithium-Ionen-Batteriepaket mit 88 Zellen. Die Speicherkapazität von 16 Kilowattstunden ergibt auf dem Prüfstand eine Reichweite von rund 150 Kilometern - in der Praxis allerdings nicht. In Japan, wo das Fahrzeug seit mehr als einem Jahr verkauft wird, haben sich folgende Distanzen als realistisch herausgestellt: gemütliche Überlandfahrt (bis zu 120 Kilometer), Stadtfahrt mit viel Stop-and-go (etwa 95 Kilometer), Autobahntour mit Tempo-Durchschnitt 100 km/h (etwa 80 Kilometer). Entscheidend dabei ist nicht nur die Fahrweise, sondern auch die Außentemperatur: Extreme Hitze oder Kälte reduzieren den Aktionsradius gravierend.

In der Stadt erntet der i-MiEV erstaunte Blicke der Passanten, was einerseits am ungewöhnlichen Design mit lang gezogener Frontpartie liegen dürfte. Vor allem aber das fehlende Motorgeräusch bringt manchen Fußgänger ins Grübeln. Und auch der Fahrer muss beim Drehen des Zündschlüssels auf das vertraute Geräusch eines Verbrennungsmotors verzichten. Spätestens beim Ampelstart aber ist er mehr als beeindruckt: Der 1110 Kilo schwere Wagen beschleunigt zügig und kann es mit PS-starken Mittelklasseautos problemlos aufnehmen. Grund: Schon vom Start weg entwickelt der Elektromotor sein maximales Drehmoment. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 130 km/h limitiert. Erst oberhalb von Tempo 80 melden sich Wind- und Abrollgeräusche.

Über den Automatikwählhebel in der Mittelkonsole lassen sich die passenden Fahrmodi ansteuern. "C" empfiehlt sich als Komfortstufe für längere Überlandfahrten, "B" wirkt bei Bergabfahrten als Motorbremse, "D" eignet sich für den Stadtverkehr. Beim Bremsen wird Energie zurückgewonnen und wieder in die Batterie eingespeist.

Komplett aufladen kann man den Stromer an der heimischen Standard-Steckdose oder an einer öffentlichen Ladestation binnen sechs Stunden, was je nach örtlichem Tarif etwa 3,50 Euro kostet. An einer (bislang noch sehr seltenen) Schnell-Ladestation ist der Akku schon nach einer halben Stunde wieder zu 80 Prozent bei Kräften. Bis zu 3000 Ladezyklen soll der Stromspeicher verkraften. Mitsubishi gewährt auf Batterien und Elektrokomponenten eine Garantie von fünf Jahren und bis zu 100 000 Kilometer. Die ersten i-MiEV werden jetzt an Energieversorger und kommunale Behörden geliefert. Privatkunden können demnächst bei bundesweit rund 200 Mitsubishi-Betrieben eine Probefahrt unternehmen.