Mit dem Mazda RX-8 fällt jetzt das einzige Wankelmotor-Auto der strengen Abgasnorm Euro 5 zum Opfer. Eine technische Anpassung ist zu teuer.

In den Sechzigerjahren wurde der Wankelmotor, ersonnen vom deutschen Erfinder Felix Wankel, erstmals von NSU in einem Serienfahrzeug umgesetzt. Dort trieb der extrem vibrationsarme Motor, bei dem die Kolben um eine Exzenterwelle rotieren, zunächst den Wankel-Spider und später die Limousine Ro 80 an. Durchgesetzt hat sich der Motor allerdings nie. Allein Mazda hält mit seinem Modell RX-8 dem Konzept die Treue. Doch am Jahresende ist auch damit Schluss. Weil der Japaner die dann gültige Abgasnorm Euro 5 nicht erfüllt, wird er vom europäischen Markt gezwungen. Eine technische Anpassung wäre zu teuer. In Amerika und in Asien, wo derzeit noch weniger strenge Abgasnormen gelten, ist er aber weiterhin zu haben. Das gleiche Schicksal ereilt auch den kompakten Honda-Sportler Civic Type R. Wegen der geringen Stückzahlen lohnt sich eine Weiterentwicklung des 201-PS-Benziners nicht.

Beim Wankelmotor werden der ruhige Lauf und die hochdrehende Charakteristik mit einigen Nachteilen erkauft: Verbrauch und Abgasverhalten sind ungünstiger als beim Hubkolbenmotor, die Abdichtung im Motor bereitete lange Kopfschmerzen. Viele Wankelmotoren fielen frühzeitig aus. Dennoch setzte die Branche gegen Ende der Sechzigerjahre große Hoffnungen auf den Wankel. Mit Ausbruch der Energiekrise war damit dann Schluss: Das Konzept wurde fast überall auf Eis gelegt.

Nicht so bei Mazda: Schon 1967 war dort mit dem 110S Cosmo Sport der erste Wankel-Sportwagen auf den Markt gekommen, in den Siebzigerjahren wurde das Antriebskonzept auf weite Teile des Modellprogramms erweitert. Irgendwann verließ jedoch auch die Japaner der Mut: Als später der Ford-Konzern bei Mazda den Ton angab und das Geld für die technische Weiterentwicklung des Konzepts knapp wurde, stand der Wankel mehr als einmal auf der Kippe. Zuletzt waren es nur noch Sportwagen, die mit dem exzentrischen Motor ausgerüstet waren. Der letzte davon ist der RX-8, der seit 2003 gebaut wird. Seine fast 4,50 Meter lange Karosserie bietet komfortabel Platz für vier Insassen, wobei die Passagiere in der zweiten Reihe ihre Plätze durch nach vorn öffnende Halbtüren erreichen.

Im täglichen Fahrbetrieb besitzt der Mazda-Wankel außergewöhnliche Reize. Beim Start verfällt der Motor in ein turbinenartiges Säuseln, bei steigender Drehzahl summt er aggressiv, wird dabei jedoch kaum lauter. Erst bei 9000/min wird der schier endlosen Drehzahlorgie Einhalt geboten; kurz vorher ertönt ein Warnton. Die Leistungs- und Drehmomentkurve kommt klassischen Sportfahrern entgegen, die es lieben, den Motor auszudrehen und häufig zu schalten, was sich mit dem eng gestuften Sechsganggetriebe gut bewerkstelligen lässt. Denn bei niedrigen Drehzahlen tut sich unter der tief angesetzten Motorhaube relativ wenig. Der Wankel - so viel ist klar - ist nichts für den neuartigen Typus Autofahrer, der beim Beschleunigen am liebsten gleich einen Gang hoch schaltet und der Umwelt und dem Geldbeutel zuliebe - wenn möglich - auf eine drehzahlschonende Fahrweise setzt.

Der harmonische Charakter des 231 PS starken Motors kommt im Zusammenspiel mit dem straff, aber nicht knallhart abgestimmten Fahrwerk besonders gut zur Geltung. Nur wenige Autos lassen sich so problemlos in einen gut kontrollierbaren Drift bringen, und gerade hier kann der Fahrer den Leistungseinsatz sehr präzise modulieren. Es ist eine tägliche Verlockung, das serienmäßige Anti-Schleuder-System abzuschalten.

Schattenseiten gibt es auch. An die etwas anstrengende Form, die innen und außen endlose Variationen des charakteristischen Releaux-Dreiecks bemüht, hat man sich inzwischen gewöhnt; schwerer wiegt der hohe Verbrauch, der sich kaum unter 10 Liter, jedoch problemlos über die 15-Liter-Marke treiben lässt. Gut, dass niemand dem RX-8 solche Trinkfreudigkeit zutraut, so dass sich der Volkszorn weiterhin auf oftmals erheblich sparsamere SUV-Modelle fokussieren kann.

Kleiner Trost für alle, die dem RX-8 jetzt schon nachtrauern: Sie dürfen auf ein Nachfolgemodell hoffen. Mazda arbeitet unter dem Kürzel 16X an einer neuen Wankelmotoren-Generation.