Gut gepflegte Oldtimer sind eine exzellente Geldanlage - wenn man als Käufer einige Grundregeln beachtet

Oldtimer gelten zu Recht als solide Wertanlage. Wer sich heute auf dem Gebrauchtmarkt einen sehr gut gepflegten Mercedes 190 SL aus den 60er-Jahren kauft, muss gut und gerne 100 000 Euro hinlegen. Ein Wertverlust ist nicht zu befürchten - im Gegenteil: Das eingesetzte Geld verzinst sich wie von selbst. Vor zehn bis 15 Jahren kostete das gleiche Fahrzeug nicht einmal die Hälfte. Die Verzinsung kann sich insbesondere auf lange Sicht sehen lassen, jedenfalls wenn man als Käufer einige Grundregeln beachtet.

Todd Lander wohnt seit Jahren in der Nähe von Aspen (US-Staat Colorado) und ist Besitzer von zahlreichen Oldtimern - unter anderen einem Mercedes 300 SL von 1962. "Der Wagen ist einfach fantastisch. Ich bin am Wochenende regelmäßig mit dem Wagen unterwegs", strahlt der Pensionär mit seinem Stuttgarter Sportcoupé um die Wette, "zu dumm, dass ich in den 70er- Jahren schon einmal so einen Wagen hatte und diesen für 6000 Dollar verkauft habe."

Mike Kunz, Leiter des Mercedes-Classic-Centers in der Nähe von Los Angeles, hört das immer wieder: "Heute hat selbst ein ungepflegter Mercedes 300 SL Flügeltürer einen Wert von 500 000 Dollar. Wenn er ordentlich fährt und die Historie stimmt, sogar deutlich mehr. In den 70er-Jahren waren die Autos noch recht günstig zu haben." In seinem Classic-Center stehen viele Oldies, die auf neue Kunden warten - darunter ein strahlend weißer Mercedes 450 SEL 6,9 von 1977 für 175 000 Dollar. Ähnlich sieht es insbesondere bei Fahrzeugen von Porsche aus. Vor allem Modelle aus den 60er- und 70er-Jahren haben zuletzt deutlich an Wert gewonnen. Wenn der Zustand stimmt, die Historie nachvollziehbar ist und keine Unfallschäden vorliegen, ist das Geld in jedem Fall gut investiert. Ein gepflegter Porsche 911 Targa von 1973 kostet heute gut und gerne 50 000 Euro - oder mehr. Tendenz steigend. Gleiches gilt für einen Jaguar E-Type oder den offenen Klassiker XK 120.

Das Risiko, mit einem Oldtimer Geld zu verlieren, ist bei entsprechender Wartung und Pflege gering. Unfallfreie Fahrzeuge mit guter Farbe, gepflegter Innenausstattung und wenig Vorbesitzern steigern ihren Wert im Laufe der Jahre ganz natürlich - weil zunehmend weniger Fahrzeuge gleichen Typs verfügbar sind. Befindet sich der Wagen im Originalzustand oder wurde er komplett restauriert, sieht es noch besser aus. Neben der Absicherung des eigenen Geldes bieten die Oldtimer einen weiteren Vorteil: den Spaß an der Nutzung. Regelmäßige Ausfahrten lassen die Geldanlage für viele zum wahren Lustgewinn werden.

Sogar zahlreiche Youngtimer hätten das Zeug zu Wertanlage und Klassiker gehabt. Doch die Abwrackprämie machte vielen zukünftigen Preziosen einen Strich durch die Rechnung. "Die echten Oldies betraf das natürlich nicht. Die waren entweder mehr wert als 2500 Euro oder stehen abgemeldet irgendwo in Garagen", so Gregor Leonhardt, Experte für den VW Scirocco. Er hat auf seiner Webseite www.sciroccokartei.de eine virtuelle Bestandsaufnahme geschaffen, in der schon zahlreiche Scirocco-Besitzer aus aller Welt ihre Schmuckstücke eingetragen haben. Für die seltenen Ur-Sciroccos aus den 70ern bedeutete die Abwrackprämie laut Leonhardt keine Gefahr - wohl aber für jüngere Modelle, denen der Schritt zum Klassiker noch bevorsteht.

Wer von der Geldanlage in Oldtimern keine Ahnung hat, sollte die Finger davon lassen oder einen Experten zurate ziehen. Vor dem Kauf empfiehlt sich ein zumeist mehrmonatiges Studium der Marktlage. Automobile Laien sollten jemanden zu Probefahrt und Kauf mitnehmen, der Ahnung von dem entsprechenden Modell und seiner Technik hat. Ein tiefer Blick in die gängigen Klassik-Zeitschriften und -Portale schadet ebenso wenig wie ein Gutachten. Der Zeitpunkt ist nach wie vor günstig. Gerade viele Youngtimer haben das Zeug zum automobilen Klassiker und sind noch vergleichsweise günstig zu bekommen. Das verspricht eine gute Verzinsung für die nächsten Jahre - und unterhaltsame Wochenenden.