Eine Glosse von Daniela Pemöller

Hamburg. Technischen Dingen gegenüber bin ich gern mal skeptisch eingestellt. Als das Mobiltelefon auf den Markt kam, wollte ich anfangs nichts davon wissen. Ein Ding, das meine Ohren in kürzester Zeit zum Glühen bringt, könne ja nicht gesund sein. Und beim Kindle, dem Lesegerät, fehlten mir der Duft von bedrucktem Papier und das raue Gefühl des Buchrückens an meinen Fingerkuppen. Ja, in manchen Sachen bin ich altmodisch. Aus dem Urlaub verschicke ich noch heute lieber eine vergilbte Postkarte als SMS oder E-Mails. Und statt zum Navigationsgerät greife ich noch immer zu Stadtplan und Landkarte. Denn elektronische Pfadfinder, lautet meine Devise, machen dumm. Wie oft lese ich: Navi schickt Fahrer in den Wald, den See oder gar durch eine Supermarkttür direkt in die Verkaufsregale.

Navis machen dumm, weil sie den Verstand ausschalten. Handys haben es vorgemacht. Wer weiß denn heute noch Telefonnummern auswendig? Ich kenne nur die aus dem Pre-Handy-Zeitalter und die eigene Mobilnummer. Die Navi-Dame meines Kumpels rät ihm jedes Mal am Horner Kreisel, bitte "die Zweite links" abzufahren. Im Kreisverkehr! Links abfahren!! Das ist nur etwas für Mutige.

Der Fehler liegt beim Fahrer. Stumpf folgt er den Anweisungen, ohne auf Orts- oder Grenzschilder zu achten. Wie das belgische Tischtennis-Rekordmeisterteam, das Anfang des Jahres unterwegs zu einem Auswärtsspiel war und das Gerät zwar mit dem richtigen Ort, aber dem falschen Land gefüttert hatte. Ihren Fehler bemerkten die Pingpongspieler erst kurz vor Erreichen ihres Zieles in Holland statt Belgien. Das verpasste Spiel wurde als verloren gewertet, und sie mussten eine Strafe von 1250 Euro zahlen.

Verblüffend ist, wie schnell ein Mensch das Lesen einer herkömmlichen Karte verlernen kann. Was war ich aufgeschmissen in meinem letzten Provence-Urlaub, als mich drei sonst Navi-hörige Freunde mittels Landkarte versuchten, nach Hause zu lotsen. Eine von ihnen hatte nun eine Erleuchtung. Ihr Navi war kaputt und sie gezwungen, zwei Wochen ohne ein solches durch Hamburg zu irren. Eine aufregende Zeit. Sie habe, so ihr erstauntes Fazit, die Stadt samt Straßen besser kennengelernt als in den zwei Navi-Jahren vorher.