Das Automuseum in der HafenCity zeigt in der Sonderausstellung “60 Jahre Formel 1“ Original-Rennwagen und vieles mehr aus der Rennserie.

Ganz vorsichtig und behutsam schieben Thomas König und Oliver Schmidt den dunkelblauen Maserati 250F als letzten von neun Formel-1-Rennwagen über den polierten Asphalt. Weit vorne, in der ersten Startreihe, findet das Weltmeisterauto von 1957 seinen Platz. Fünf Startplätze vor dem Jordan 191 von Michael Schumacher und sogar sechs vor Sebastian Vettels weißem BMW Sauber. Endlich steht alles auf seinem Platz. Es kann losgehen. Die Motoren dröhnen, die Ampelanlage springt auf Grün, aber die historischen Formel-1-Boliden bleiben stehen.

Die Rennfahrzeuge, allesamt in fahrtüchtigem Zustand, sind die Stars einer Sonderausstellung im Automuseum Prototyp in der HafenCity. "60 Jahre Formel 1" heißt die Schau, die an diesem Sonnabend anlässlich des 60-jährigen Jubiläums der Königsklasse des Motorsports und passend zur aktuellen Weltmeisterschaft von Sebastian Vettel eröffnet wird. "Die Ausstellung bietet den Besuchern eine einmalige Gelegenheit: Es gab noch nie so viele bedeutende Formel-1-Autos in Hamburg zu sehen", beschreibt der Architekt und Hobbyrennfahrer Thomas König, 39, die Exklusivität der Ausstellung, die er gemeinsam mit Oliver Schmidt, 36, initiiert hat.

Bis zum 27. März 2011 können Motorsportbegeisterte besondere Exponate aus den vergangenen sechs Dekaden der Formel 1 begutachten. Von der Alfa Romeo Alfetta 158, die mit ihrem 8-Zylinder-Reihenmotor 1950 und 1951 die ersten beiden Weltmeisterschaften der Formel-1-Geschichte für sich entschied, über den 1300 PS starken Lotus 98T von Ayrton Senna bis hin zum BMW Sauber F1.07, in dem Sebastian Vettel als Ersatzmann von Robert Kubica 2007 in Indianapolis (USA) sein erstes Formel-1-Rennen absolvierte.

Rund um die Fahrzeuge und deren Motoren erzählen viele weitere Informationen von den Bedingungen und Hintergründen der jeweiligen Zeit. "Wir wollen immer auch die Personen und Geschichten hinter den Fahrzeugen präsentieren", verweist der 36-jährige Schmidt auf die Vitrinen, in denen persönliche Gegenstände der Fahrer zu sehen sind. Komplettiert wird die Ausstellung durch Bilder des Formel-1-Fotografen Rainer Schlegelmilch. Die Fotos zeigen neben den heute nicht mehr wegzudenkenden Grid-Girls auch ölverschmierte Gesichter der Fahrer aus den Kinderjahren der Formel 1.

"Früher waren die Rennen wesentlich gefährlicher, da spielten die Fahrer noch mit ihrem Leben. Mit den heutigen Sicherheitsstandards ist das absolut nicht mehr zu vergleichen", erzählt König, während er zur Verdeutlichung neben dem blaugrünen Matra MS120 steht. Der Fahrersitz des von einem V12-Motor angetriebenen Wagens ist komplett vom Tank des Boliden umgeben. Doch hat sich in der Königsklasse des Motorsports nicht nur das Sicherheitsbestreben geändert. "Wenn man sich die vielen Nieten an den älteren Karosserien der italienischen Fahrzeuge anschaut, kann man schnell erkennen, dass die Aerodynamik zu Beginn der Formel 1 kaum eine Rolle spielte", erklärt König, der jeden einzelnen Rennwagen als Kunstwerk bezeichnet.

"Es ist einfach für jeden etwas dabei", beendet Schmidt die Diskussion zwischen ihm und König um den persönlichen Favoriten in der Ausstellung. Die beiden Freunde, die sich 2008 mit der Eröffnung des Museums "einen Traum" erfüllten, setzen bei den Besucherzahlen natürlich auch auf den Vettel-Effekt. "Sicher wird der eine oder andere ehemalige Rennfahrer die Ausstellung besuchen", ist König überzeugt. "Zudem ist auch eine Autogrammstunde mit Weltmeister Sebastian Vettel geplant", so Diplomkaufmann Schmidt.

Zum Abschluss der Ausstellung kann man schließlich herausfinden, wie viel Vettel in einem selber steckt und ein paar Runden drehen - in einem zum Fahrsimulator umgebauten Porsche.

Die Ausstellung im Museum Prototyp, Shanghai-allee 7, ist bis 27. März dienstags-sonntags, 10-18 Uhr geöffnet. Eintritt 10 Euro, Kinder ermäßigt.