Die neue Spritsorte E10 wird im kommenden Jahr eingeführt. Ältere Autos können damit Probleme bekommen.

Wenn zu Beginn des kommenden Jahres an den deutschen Tankstellen der neue Ottokraftstoff E10 eingeführt wird, sollten Autobesitzer nicht bedenkenlos zur Zapfpistole greifen. Vor allem bei frühen Modellen mit Direkteinspritzung aus Baujahren um 2000 sowie generell bei Fahrzeugen, die älter als zehn Jahre sind, können Probleme auftreten, warnen Experten. Laut dem Bundesumweltministerium könnte der Sprit etwa zehn Prozent aller benzinbetriebenen Kfz in Deutschland möglicherweise schaden. Das entspricht nach Informationen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) aktuell etwa 3,5 Millionen Fahrzeugen. Wer künftig E10 tankt, muss zudem mit leicht erhöhtem Verbrauch rechnen. Über die Einführung der neuen Benzinsorte will der Bundesrat kommende Woche entscheiden, die Zustimmung gilt aber als sicher.

Bei der Bezeichnung E10 handelt es sich um eine Abkürzung: "E" steht für den Alkohol Ethanol, der dem aus Erdöl gewonnenen Benzin beigemischt wird. Die Zahl "10" zeigt an, dass der Ethanolanteil bis zu zehn Prozent betragen darf, erklärt Frank Brühning vom deutschen Biokraftstoffindustrieverband VDB. Seit 1989 ist hierzulande ein Anteil von bis zu fünf Prozent im Ottokraftstoff zulässig. Das Ethanol wird durch alkoholische Gärung aus zucker- und stärkehaltigen Pflanzen gewonnen zum Beispiel aus Zuckerrohr und -rüben, Mais oder Getreide.

Hintergrund für die Einführung der neuen Spritsorte: Durch die stärkere Beimischung von Alkohol und den damit verbundenen geringeren Benzinanteil auf Rohölbasis werden Erdölvorkommen geschont. Außerdem kann durch Ethanol aus nachwachsenden Rohstoffen die Ökobilanz verbessert werden. Denn beim Verbrennen wird lediglich die Menge des klimaschädigenden Gases Kohlendioxid freigesetzt, die die Pflanzen zuvor aus der Luft gebunden haben. Allerdings geht diese Rechnung nur dann auf, wenn für den Anbau keine Wälder, Weide- oder Brachflächen in zusätzliches Ackerland verwandelt werden, geben Kritiker zu bedenken. "Das könnte dazu führen, dass deutlich mehr Kohlendioxid freigesetzt wird, als später durch Biokraftstoffe eingespart wird", warnt etwa der Naturschutzbund Nabu.

Wer als Autobesitzer nicht weiß, ob sein Auto E10 verträgt, sollte sich mit Fahrzeughersteller, Händler oder der Vertragswerkstatt in Verbindung setzen. "Durch den höheren Ethanolanteil können bei einigen Kfz-Modellen Motorteile korrodieren und Motordichtungen zerfressen werden", erläutert Andrea Gärtner vom ADAC-Technikzentrum. Schon eine einmalige Fehlbetankung könne größere Schäden verursachen. Unmittelbare Anzeichen für eine Fehlbetankung gebe es aber nicht, so Gärtner weiter: "Das Fahrzeug wird keine auffälligen Geräusche machen und bleibt nicht gleich liegen." Nach einer Fehlbetankung sollte man den Wagen stehen lassen und sofort den Hersteller um Rat fragen.

Mit der Einführung der neuen Spritsorte müssen Zapfsäulen und -pistolen mit der Aufschrift "E10", "Normal E10", "Super E10" oder "Super Plus E10" gekennzeichnet sein. Ein zusätzlicher Hinweistext auf der Zapfanlage soll Autofahrer vor einer möglichen Fehlbetankung bewahren. Im Zweifelsfall sollten Autofahrer besser zu den Sorten "Super schwefelfrei" bzw. "Super Plus schwefelfrei" greifen. Einen zusätzliche Zapfstelle für E10 müssen die Tankstellen übrigens nicht einrichten: Der neue Kraftstoff werde in der Regel die Sorte Benzin verdrängen, erklärt Frank Brühning. Super mit nur fünf Prozent Ethanolanteil wird es weiterhin geben - mindestens bis Ende 2013.

Wer künftig E10-Sprit tankt, muss mit steigenden Verbrauchswerten rechnen. Grund: Die Energiedichte von Ethanol ist geringer als die von herkömmlichem Benzin. Deshalb benötigen Motoren mehr Treibstoff, je höher der Alkoholanteil im Sprit ist. Die Prognosen für den Mehrverbrauch fallen ähnlich aus: Gerd Lottsiepen vom Verkehrsclub Deutschland (VCD), geht von "Schnapsglasgrößen auf 100 Kilometer" aus. Der Auto- und Reiseclub Deutschland (ARCD) spricht von einem Verbrauchsplus von rund drei Prozent. Experten rechnen damit, dass E10 zu den gleichen Konditionen wie herkömmliches Superbenzin verkauft wird. "Ansonsten hätte die neue Sorte keine Chance", sagt Brühning.