Eine Glosse von Daniela Pemöller

Hamburg. Eigentlich sollte die 32 Jahr alte Mitarbeiterin einer Autowerkstatt im beschaulichen Städtchen Velbert, Heimat von Promis wie Schuhkönig Heinz-Horst Deichmann und Hans Albers II (Neffe und Patensohn der gleichnamigen Schauspiellegende), nur kurz den reparierten Cadillac SRX von der Hebebühne fahren. Doch plötzlich gibt das Ding einfach Gas. Und damit meine ich nicht die junge Frau. Mit vollem Tempo rast der Geländewagen rückwärts - ohne Zutun der Frau - und lässt sich nicht anhalten. Weder von seiner Fahrerin, noch vom geschlossenen Rolltor der Werkstatt, dessen gewaltsames Durchbrechen zwei Fahrzeuge beschädigt.

Auch der Frontalcrash mit einem grünen Renault Mégane, der Geh- und Radweg, die vierspurige, viel befahrene Bundesstraße und die begrünte Mittelinsel bieten keinen Einhalt. Die Amokfahrt des Cadillacs geht weiter und endet erst zwei demolierte Autos und zwei umgenietete Hinweistafeln später. Auf dem Kundenparkplatz von Burger King. Schaden: 30 000 Euro.

Im Internet wird jetzt wild darüber diskutiert, ob die Frau nun Brems- und Gaspedal verwechselt habe oder doch ein technischer Fehler schuld an der Schneise der Verwüstung sei. Als Verschwörungstheoretikerin sehe ich das Auto selbst als Übeltäter. Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass ein Cadillac in einen mysteriösen Unfall verwickelt ist. Da wäre David Lynchs düsterer Thriller "Mulholland Drive" oder die dubiose Geschichte mit Tiger Woods in der Hauptrolle. Wir erinnern uns: Vor fast einem Jahr prallte der damals weltbeste Golfprofi, wohlgemerkt im nüchternen Zustand, in seinem Cadillac Escalade beim Verlassen seines Anwesens in Florida gegen einen Hydranten und einen Baum. Um den Eingeklemmten zu befreien, soll seine Ehefrau mit einem Golfschläger die Heckscheibe des Wagens eingeschlagen haben.

Eine merkwürdige Affäre, wie sich später herausstellte. Und ähnlich verwirrend wie die in Velbert. Schon schwappt der nächste Gedanke durch mein Hirn: Vielleicht steckt der Geist des alten Hans Albers dahinter. Der blonde Mime bekam vor etwa 50 Jahren nach einem Besuch bei seinem Neffen plötzlich Lust auf eine Spritztour. Und ließ sich kurz vor seinem Tod noch einmal um den Starnberger See fahren. Sie erraten es: in einem Cadillac. Natürlich.