Eine Glosse von Daniela Pemöller

Autofahren bildet. Meint eine Freundin. Man finde viel über sich heraus. Sie zum Beispiel habe die Erkenntnis gewonnen, altmodischer zu sein, als sie dachte. Und vom modernen Bild der Frau so weit entfernt wie die USA von Vollbeschäftigung.

Immer wenn sie mit ihrem Schatz unterwegs ist, will sie vom Feminismus nichts mehr wissen. Warum? Weil er regelmäßig einschläft, kaum dass sie Hamburgs Stadtgrenze passiert haben. Und das stört sie. Schließlich hocke sie ja hinterm Lenkrad.

Das Blöde daran, gibt meine Freundin kleinlaut zu: Sie habe ihn einst selbst dazu animiert. Schlaf ruhig ein wenig! Ja, das waren ihre Worte. Aber doch nicht jedes verdammte Mal, wenn sie gemeinsam in ein schönes Wochenende starten. Die Nachrichten im Radio kennt sie nach eineinhalb Stunden auswendig. Und bei vielen Baustellen und Staus sei die Musik auf dem iPod auch irgendwann erschöpft.

So bliebe ihr dann nichts anderes übrig, als den Atemzügen von Schatzi zu lauschen, die nur ab und an durch Schnauf-Elemente unterbrochen werden. Ich denke an Nele. Die einjährige Tochter meiner Freundin pennt auch immer, sobald Mutti sie ins Auto setzt und losfährt. Unter Frauen, so meine Freundin, passiere so etwas nie. Wir haben uns immer etwas zu erzählen.

Männer, so mein Erklärungsversuch, haben nur einen begrenzten Wortschatz. Und 7000 Worte seien flink verbraucht. Meine Freundin lacht hysterisch: "Ach, und darum verballert er die wenigen Worte aus seinem Reservelager, wenn er mal wach wird, an sein iPhone mit belanglosen Facebook-Kommentaren?" Er nennt den Beifahrer-Schlaf einen Vertrauensbeweis. Weil er sich sicher fühle. Meine Freundin ist sicher: Höchste Zeit für einen neuen Feminismus! Schon als Politik-Studentin habe sie nicht verstanden, warum Kommilitoninnen es vehement ablehnten, wenn ein Mann ihre schweren Koffer die Treppe hoch tragen wollte. Sie würde nichts mehr ablehnen. Beim nächsten Kurzurlaub muss Schatzi ans Steuer. Und das sei alles andere als altmodisch.