Wer den Kauf eines automobilen Youngtimers plant, sollte bei der Auswahl wichtige Regeln beachten

Sie haben Charme und Charakter, sind vergleichsweise billig und oft noch alltagstauglich: Youngtimer erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Immer mehr Autofahrer greifen zu jungen Klassikern wie dem Ford Capri, dem Mercedes W124, dem ersten VW Golf oder dem Opel Ascona. "Die Autos unserer Väter üben auf uns offenbar einen ganz besonderen Reiz aus", stellt Alexander Mrozek vom Youngtimer Club in Oldenburg fest. Doch mit der Begeisterung fürs ältere Blech steigt gleichzeitig auch das Risiko. "Denn die Grenze zwischen intaktem Sammlerstück und Schrotthaufen ist fließend", mahnt Hans-Georg Marmit von der Sachverständigenorganisation KÜS.

Wer sich zum ersten Mal für einen solchen Gebrauchtwagen interessiert, sollte deshalb ein paar Tipps beachten. Denn einen Wagen aus erster Hand, voll ausgestattet und mit wenig Kilometern auf dem Tacho, wollen viele. "Aber der ist mittlerweile selten geworden", sagt Youngtimer-Spezialist Mrozek. Nach dem richtigen Auto gesucht werden kann in Kleinanzeigen in Zeitungen und im Internet. Doch das kann schnell mühsam werden. Erfolgversprechender sind mitunter die Veranstaltungen einschlägiger Youngtimer-Klubs. "Dort bekommt man oft wertvolle Tipps", sagt KÜS-Sprecher Marmit, "weil die Fans die vertrauenswürdigen Händler und deren Angebote kennen." Vor allem Laien empfiehlt Marmit den Weg zum Händler: "Das ist besser als der Privatkauf, weil der Profi der Gewährleistungspflicht unterliegt."

Hilfreich bei der Auswahl sind laut Mrozek auch Checklisten im Internet. Für die Fahrzeugbesichtigung empfiehlt er, sich zum Beispiel von jemanden begleiten zu lassen, der das entsprechende Auto selbst fährt und mögliche Macken kennt. Solche Kenner könnten etwa über Markenklubs gefunden werden. Auf der sicheren Seite ist, wer sich für ein professionelles Gutachten entscheidet: "Je teuerer das Auto ist, desto eher lohnt sich der Besuch bei einem Gutachter", rät KÜS-Sprecher Marmit. Ist der Traumwagen gefunden, wird die Lupe angesetzt: "Patina darf er ruhig haben, aber verrostet oder verrottet sollte er nicht sein", sagt Mrozek. Außerdem warnen die Experten vor auffälligen Umbauten, da verbastelte Autos schwerer zu reparieren sind.

Bevor er kauft, blickt der Interessent unter die Haube, fährt mit den Fingern über rostanfällige Stellen, lupft Teppiche und leuchtet hinter Verkleidungen. "Doch das wichtigste Kriterium neben dem Augenschein ist das Scheckheft", sagt Mrozek. In diesem Buch, das Sammlern als Lebenslauf des Wagens gilt, sollten alle Inspektionen eingetragen sein. Wer dann noch die Rechnungen für die wichtigsten Reparaturen einsehen kann, macht sich ein sehr präzises Bild vom Fahrzeug.

Zustand und Papiere müssen stimmen - aber die Wahl trifft der Käufer oft frei nach Gusto und weniger mit Blick auf mögliche Wertsteigerung. "Einen Youngtimer kauft man nicht nach Kalkül, sondern mit dem Herzen", sagt Mrozek. "Von welchem Auto habe ich als Kind geträumt? Womit sind wir damals in den Urlaub gefahren?" Das seien die Fragen, die Youngtimer-Freunde sich oft stellten. In größeren Stückzahlen gefertigte Modele haben trotz geringerer Wertsteigerung sogar Vorteile: "Je öfter ein Auto gebaut wurde, desto leichter wird man ein gutes Exemplar und die nötigen Ersatzteile finden." Aber auch sich selber sollte man vor der Kaufentscheidung prüfen: Zwar seien Youngtimer in der Regel problemlos zu warten und zu reparieren. "Aber ein alter Opel Calibra macht mehr Arbeit als ein neuer Corsa", mahnt Mrozek. Nur wer genügend Zeit und ein Budget für mögliche Reparaturen einplant, werde dauerhaft Spaß an seinem Auto haben. "Sonst läuft es nämlich genau umgekehrt, und aus der charmanten Rarität wird eine wertlose Rostlaube."