Im November startet die nächste Generation des VW Passat - und bleibt die bewährte Konstante in der Mittelklasse

Einen optischen Überraschungseffekt wird man mit dem neuen VW Passat kaum erzielen. Mitte November startet nach fast 30 Jahren und mehr als 15 Millionen verkauften Fahrzeugen zwar die siebte Generation des Wolfsburger Bestsellers. Allerdings ist der Neuling ganz der Alte geblieben. Beständigkeit ist noch die netteste Umschreibung, die man der konservativen Konstante in der gehobenen Mittelklasse mit auf den Weg geben kann.

Doch viel mehr wollen die Verantwortlichen ihren Kunden nicht zumuten: "Der Passat soll ein vertrauter Partner sein", sagt Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg und entschuldigt damit indirekt auch die Zurückhaltung des Designteams, das trotzdem fast jedes Blechteil verändert hat. Deshalb trägt der Passat nun das Gesicht von Golf und Phaeton und strahlt von hinten mit markanten Lichtblöcken in die Nacht. Doch die Maße sind nahezu unverändert, sodass auch Proportionen und Platzverhältnisse die gleichen bleiben. Dass es innen trotzdem etwas luftiger zugeht, ist ein Verdienst der neuen Sitze und der großen Glasdächer, die eine lichte Atmosphäre schaffen.

Der Anspruch des "vertrauten Partners" gilt auch für den Innenraum. Der mag zwar ein wenig langweilig sein, doch findet man sich nirgends so schnell zurecht wie im Passat. Obwohl der Wagen mittlerweile 19 Assistenzsysteme hat, in der Stadt automatisch vor Unfällen bremst, Verkehrszeichen liest, alleine einparkt, selbstständig zwischen Abblend- und Fernlicht wechselt und sich nahezu autonom durch den Stau bewegt, erklärt sich jeder Schalter wie von selbst. Dabei hat VW auch hier noch einmal nachgearbeitet und im Streben um mehr Eleganz nicht nur die Materialqualität weiter verbessert, sondern auch noch eine Anzeige in die Schalttafel zurückgebracht, die dort einst verbannt wurde: eine analoge Uhr.

Alles neu und doch beim Alten geblieben - dieses Motto gilt auch für die Motorenentwicklung. Es gibt im neuen Passat deshalb zehn Aggregate von 105 bis 300 PS, die einem strengen Diätprogramm folgen und bis zu 18 Prozent weniger verbrauchen. Der 105-PS-Diesel etwa begnügt sich mit 4,2 Litern, beim sparsamsten Benziner (122 PS) sind es 5,9 Liter. Als Hilfsmittel dafür dienen die Rückgewinnung der Bremsenergie, und die Diesel haben zudem serienmäßig eine Start-Stopp-Automatik. Bei den Benzinern gibt es die nur für das Einstiegsmodell - und gegen Aufpreis. Immerhin sind die Ingenieure auf alternative Kraftstoffe vorbereitet.

Zwar sind die Motoren alle alte Bekannte, doch das Fahrgefühl im Passat ist trotzdem anders. Ein gründlich weiterentwickeltes Fahrwerk, eine feinfühlige Lenkung und vor allem an perfektionierte Geräuschdämmung heben den bürgerlichen Bestseller weit hinauf in die nächste Liga. Schnelle Lastwechsel? Enge Kurven? Kein Problem. Die Gänge der serienmäßigen Sechsgang-Handschaltung lassen sich leichtgängig wechseln. Der 1,8-Liter-Turbobenziner mit 160 PS zeichnet sich durch spontanes Ansprechverhalten und akzeptable Laufkultur aus. Der etwas kernig tönende Direkteinspritzer ist zwar akustisch stets präsent, aber so gut gedämmt, dass er nicht stört. Den Vergleich mit einem Audi A4 oder einer Mercedes C-Klasse muss der Passat nicht mehr scheuen.

Anders als beim letzten Generationswechsel gibt es den neuen Passat diesmal vom Start weg als Limousine und als Kombi. Dabei könnte VW die Limousine zumindest in Deutschland eigentlich einstellen: Gerade mal jeder zehnte Kunde bestellt diese Variante. Viel zu sehr schätzen Familienväter und Firmenfahrer den großen Laderaum des Variant, der künftig 603 bis 1731 Liter fasst und noch praktischer geworden ist. Denn die Rückbank kann man nun auch mit einem Tastendruck vom Kofferraum aus umlegen, die Laderaumabdeckung surrt mit einem Fingerstreich in zwei Etappen nach vorn.

Überraschung beim Blick in die Preisliste: Anders als bei einem Generationswechsel üblich, ist der Passat nämlich nicht teurer geworden. Im Gegenteil: Mit 24 425 Euro für den Limousine und 25 425 Euro für den Kombi ist das neue Auto sogar gut 600 Euro billiger zu haben als der Vorgänger.